Die Einführung von Patientenportalen ist durch das KHZG im Fördertatbestand 2 massiv forciert worden und findet gerade und in den nächsten Jahren in erheblichem Umfang statt. Ein Risiko entsteht allerdings, wenn die Zuweiserkommunikation nicht direkt mitgedacht und mitgemacht wird. Krankenhäuser, die sowohl Patienten- als auch Zuweiserportale einsetzen, schaffen nicht nur eine direkte Verbindung zu ihren Patient:innen, sondern auch zu den überweisenden Praxen. Diese digitale Symbiose kann entscheidend sein für eine koordinierte Patient Journey.
Vernetzte Kommunikation für nahtlose Abläufe
Eine der größten Herausforderungen im Gesundheitswesen ist die fragmentierte Kommunikation zwischen verschiedenen Leistungserbringern. Ein Patientenportal ermöglicht Patient:innen den Zugriff auf ihre Gesundheitsdaten, während ein Zuweiserportal den sicheren und strukturierten Austausch mit niedergelassenen Ärzt:innen unterstützt. Werden beide Systeme miteinander kombiniert, entsteht ein durchgängiger Informationsfluss – zum Vorteil aller Beteiligten.
So können z. B. Überweisungen, Befunde und Behandlungshistorien in Echtzeit ausgetauscht werden. Dies beschleunigt Prozesse, verhindert Missverständnisse und reduziert Wartezeiten.
Transparenz und Eigenverantwortung für Patient:innen
Patientenportale stärken die Selbstbestimmung, indem sie jederzeit Einblick in Behandlungsverläufe, Termine und Befunde ermöglichen. In Kombination mit einem Zuweiserportal kann der Patient nicht nur nachvollziehen, welche Informationen mit dem Krankenhaus geteilt wurden, sondern auch sicher sein, dass alle Beteiligten denselben Wissensstand haben.
Kritische Lücke ohne Zuweiseranbindung
Projekte, die Patientenportale einführen, dabei aber keine Zuweiserfunktionalitäten mitdenken, schaffen eine gefährliche Informationslücke: Es besteht die reale Gefahr, dass mitbehandelnde niedergelassene Praxisteams schlechter informiert sind als die Patient:innen selbst. Für ein zuweiserorientiertes Krankenhaus ist dies nicht hinnehmbar – es widerspricht dem Prinzip der partnerschaftlichen Versorgung und gefährdet Kontinuität und Ergebnisqualität.
Koordination, Nachsorge und Effizienz
Eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Klinik und Praxis verhindert unnötige Doppeluntersuchungen, beschleunigt Entscheidungsprozesse und sichert eine strukturierte Nachsorge. Der Übergang vom stationären in den ambulanten Sektor verläuft reibungsloser, und die Behandlung wird für alle Beteiligten transparenter und effizienter.
Fazit
Die Kombination von Patienten- und Zuweiserportalen ist kein „Nice-to-have“, sondern ein entscheidender Baustein für moderne, patientenzentrierte und kooperative Versorgung. Krankenhäuser, die beide Perspektiven konsequent mitdenken, erhöhen nicht nur die Qualität der Behandlung, sondern auch das Vertrauen von Patient:innen und Zuweisenden in die Zusammenarbeit.
Autor: Michael Franz
Foto: Adobe Stock / iMrSquid