17. Weltkongress der International Cleft Lip and Palate Foundation (ICPF) bringt über 400 Expertinnen und Experten aus 53 Ländern zusammen – von Robotik in der Chirurgie bis zu globalen Hilfsprojekten.
Vom 04. bis 07. September 2025 richtete die Universitätsmedizin Frankfurt den 17. Weltkongress der International Cleft Lip and Palate Foundation (ICPF) aus. Im Fokus steht die Behandlung der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte – der weltweit häufigsten operationsbedürftigen Fehlbildung.
Mehr als 400 internationale Spezialistinnen tauschen sich über neueste Therapiekonzepte, chirurgische Innovationen und globale Hilfsprojekte aus. Gastgeber ist die Universitätsmedizin Frankfurt, die mit bis zu 200 Eingriffen pro Jahr das größte interdisziplinäre Behandlungszentrum Europas darstellt und ein international anerkanntes Therapiekonzept etabliert hat: die Korrektur der Spalte in nur einer einzigen Operation im Alter von vier bis sechs Monaten. Dieses Verfahren ist mittlerweile Teil der deutschen AWMF-Leitlinie.
„Wir wollen zeigen, dass Spitzenmedizin und Humanität Hand in Hand gehen müssen. Unser Ziel ist es, innovative Behandlungsmethoden weiterzuentwickeln – aber auch dafür zu sorgen, dass Kinder weltweit Zugang zu einer würdevollen und ganzheitlichen Versorgung erhalten,“ sagt Prof. Dr. Dr. Robert Sader, Kongresspräsident und Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie an der Universitätsmedizin Frankfurt.
Seltene Erkrankung im Fokus – mit Schirmherrschaft von FUSE e.V.
Die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zählt zu den sogenannten Seltenen Erkrankungen. Der besondere interdisziplinäre und humanitäre Charakter des Frankfurter Weltkongresses spiegelt sich auch in der Schirmherrschaft wider: Übernommen hat sie der Förderverein für Unerkannte und Seltene Erkrankungen Hessen e.V. (FUSE) – vertreten durch seine Schirmherrin Tanja Raab-Rhein. Damit wird betont, dass der Kongress nicht nur medizinische Exzellenz, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung in den Mittelpunkt rückt.
Die Höhepunkte des Weltkongresses 2025
- Internationale Masterclasses
Acht ganztägige Workshops mit führenden Spezialistinnen und Spezialisten aus Chirurgie, Kieferorthopädie und Logopädie – praxisnah, intensiv und exklusiv. - Medizinische Innovation: Chirurgie mit Robotik
Ein Highlight der wissenschaftlichen Präsentationen: der Gaumenspaltverschluss mit dem DaVinci-Roboter, der in Antwerpen/Belgien inzwischen routinemäßig eingesetzt wird. - Wissenschaftliches Programm
Insgesamt 182 Vorträge und 42 Posterpräsentationen decken das gesamte Spektrum ab – von chirurgischen Techniken über Sprachtherapie bis zu psychosozialer Begleitung. - Internationale Leitlinien und Evidenz
Das Frankfurter Behandlungskonzept – Operation in einer Sitzung im frühen Säuglingsalter – ist heute weltweit Maßstab und Bestandteil offizieller Leitlinien. - Humanitäre Projekte im Fokus
Ein zweiter Schwerpunkt des Kongresses liegt auf internationalen Hilfsprojekten: Operationen und Schulungen in Ländern mit eingeschränkter medizinischer Versorgung, in enger Kooperation mit der Deutschen CLEFT Kinderhilfe. Hier wird auch der Dr. David Precious Humanitarian Award verliehen – eine Auszeichnung für herausragende Leistungen im Einsatz für Kinder in Not. - Kongressabend im historischen Ambiente
Netzwerken, Ideen austauschen und internationale Kontakte vertiefen – in der besonderen Atmosphäre des Frankfurter Depot 1899.
Frankfurt – Tradition und Innovation in der Spaltchirurgie
Frankfurt hat in diesem medizinischen Feld eine besondere Tradition: Schon im 19. Jahrhundert legte der Chirurg Gustav Passavant (1815-1893) den Grundstein für die moderne Spaltchirurgie, indem er die Bedeutung von Funktion und Sprache in den Vordergrund stellte und erstmals kombinierte Therapiekonzepte forderte. Ihm folgten Dr. Charlotte Mahler, erste Ordinaria für Kinderchirurgie, Prof. Dr. Gustav Lemperle, Mitbegründer der weltweiten Hilfsorganisation INTERPLAST, und Prof. Dr. Klaus Bitter, langjähriger Ordinarius für Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Universitätsmedizin Frankfurt.
Heute führt Prof. Dr. Dr. Robert Sader diese Tradition fort. Seit 2004 leitet er die Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie an der Universitätsmedizin Frankfurt und hat die Behandlung der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zu einem internationalen Markenzeichen gemacht.
Weitere Informationen zum Kongress: www.cleft2025.org
Bild & Quelle: Universitätsklinikum Frankfurt