Orthopädische Reha: Smarter zurück ins Leben

DKOU

Veröffentlicht 28.10.2025 10:30, Kai Wehrs

Mehr Patienten, digitale Methoden, neue Wege in die Zukunft - Nach einem Unfall, bei chronischen Rücken- und Gelenkbeschwerden oder dem Einsatz künstlicher Hüft- oder Kniegelenke hilft die orthopädische Rehabilitation, wieder auf die Beine zu kommen. Sie lindert Schmerzen, verbessert Beweglichkeit und soll die Rückkehr in Alltag und Beruf erleichtern. Dabei setzen Rehaeinrichtungen auf neue Wege: Bewegungs-Apps und telemedizinische Ansätze begleiten Patientinnen und Patienten digital in der Klinik, später auch zu Hause, während moderne Robotik gezielt bei speziellen Übungen unterstützt.

Moderne Ansätze zur Reha werden auch auf dem DKOU 2025 vom 28. bis zum 31. Oktober in Berlin präsentiert.

Etwa eine halbe Million Menschen nehmen jedes Jahr in Deutschland eine orthopädische Reha in Anspruch, viele davon nach einer Operation an Hüfte oder Knie. Die Reha erfolgt stationär oder ambulant, je nach individuellem Bedarf. Die Deutsche Rentenversicherung registrierte 2023 über 350.000 entsprechende Leistungen – Tendenz steigend.

Reha: digital, robotisch, vernetzt

Rehakliniken setzen zunehmend auf moderne Methoden. Bewegungs-Apps, telemedizinische Angebote, Wearables und robotergestützte Übungen ergänzen klassische Verfahren wie Physiotherapie oder physikalische Anwendungen (Kasten). Die Entwicklungen zeigen Wirkung: Die Genesung verläuft oft schneller, die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten steigt.

„Die Reha ist für viele ein entscheidender Schritt zurück in ein selbstbestimmtes Leben“, sagt Dr. Stefan Middeldorf, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie aus Bad Staffelstein, im Vorfeld des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU).

Digitale Helfer in der Reha

eHealth-Anwendungen wie Apps, digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) und Telereha-Programme halten zunehmend Einzug in die orthopädische Rehabilitation. Sie ergänzen das klassische Training, bieten Unterstützung zu Hause – und entlasten das Gesundheitssystem. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für DiGAs, teils auch für Telereha-Angebote – Kosten-Nutzen-Bewertungen laufen aktuell. 

  • Apps für Bewegung und Schmerzmanagement
    - Herodikos: App zur Versorgung von Rücken- und Knieschmerzen.
    - Kaia (DiGA): Digitales Programm für Erwachsene mit chronischen Rückenschmerzen.
    - Vivira (DiGA): Entwickelt zur Behandlung unspezifischer Kreuzschmerzen oder Arthrose der Wirbelsäule.
     
  • Telerehabilitation zu Hause
    - Caspar Health: Individueller Trainingsplan mit Übungsvideos, persönlichem Feedback und Begleitung via App und Videochat. Finanziert von der Deutschen Rentenversicherung, teilweise auch von Krankenkassen.
     
  • Postoperative Trainingshilfen
    - GenuSport Knietrainer: App-gestütztes Trainingsgerät für die Reha nach Knieoperationen. Die Kosten werden bislang nicht von der GKV übernommen.

Herausforderung: steigender Bedarf

Kürzere Klinikaufenthalte, eine alternde Bevölkerung und die Babyboomer-Generation mit wachsendem Reha-Bedarf führen zu einem erhöhten Durchsatz in den Einrichtungen. „Um die Versorgung langfristig zu sichern, braucht es mehr digitale Lösungen – insbesondere in der Nachsorge“, so der Kongresspräsident.

Telereha: flexibel und wirksam

Ein Beispiel: Die Plattform Caspar Health, die seit 2022 von der Rentenversicherung und inzwischen auch von gesetzlichen Krankenkassen genutzt wird. Sie kombiniert individualisierte Trainingsprogramme mit virtueller Betreuung – ortsunabhängig und zeitlich flexibel. Studien zeigen: Die Telerehabilitation kann klassische ambulante Nachsorge oft ersetzen, teils sogar übertreffen – etwa bei Arthrose oder chronischen Rückenschmerzen.

Prähabilitation: besser vorbereitet operiert werden

Im Aufwind ist auch die sogenannte Prähabilitation: Sie steht für den gezielten Aufbau von Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer vor einer Operation, um die Erholungszeit danach zu verkürzen. Neben körperlichem Training gehören zu dem Konzept auch weitere Komponenten wie zum Beispiel die Optimierung der Ernährung, psychosoziale Unterstützung und Motivationstraining. Noch werden die Kosten nicht übernommen, doch Fachleute wie Middeldorf sehen großes Potenzial – und sprechen sich für eine rasche Integration in die Regelversorgung aus.

Digitalisierung jetzt beschleunigen

„Wir müssen Digitalisierung und sektorenübergreifende Zusammenarbeit im Reha-Bereich deutlich vorantreiben“, fordert Middeldorf. Nur so lasse sich das Rehabilitationssystem zukunftsfähig gestalten – und seine international herausragende Stellung bewahren.

Wer zahlt die Reha?

Die Kostenübernahme für medizinische Rehamaßnahmen richtet sich nach dem Reha-Ziel – also danach, ob Erwerbsfähigkeit erhalten oder Pflegebedürftigkeit vermieden werden soll.

  • Während des Erwerbslebens ist in der Regel die Deutsche Rentenversicherung (DRV) zuständig. Ihr Grundsatz: „Reha vor Rente“.
  • Treten Arbeits- und Wegeunfälle auf, ist die gesetzliche Unfallversicherung (Berufsgenossenschaften) in der Pflicht. Bei der medizinischen, beruflichen und sozialen Wiedereingliederung steht der Leitsatz: „Mit allen erforderlichen Mitteln" im Vordergrund.
  • Ab Rentenbeginn ist die gesetzliche Krankenkasse zuständig. Hier gilt: „Reha vor Pflege“.

Voraussetzung für die Kostenübernahme ist eine ärztliche Verordnung und die Zustimmung des jeweiligen Kostenträgers.

Über den DKOU

Der Deutsche Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) ist der bedeutendste Kongress des Faches in Deutschland und der größte in Europa. Er zählt neben den Jahrestagungen der amerikanischen und chinesischen Fachgesellschaften auch zu den größten Kongressen für Orthopädie und Unfallchirurgie weltweit. In diesem Jahr findet der DKOU vom 28. bis zum 31. Oktober 2025 in Berlin statt.

 

Interessiert? Am DKOU erfahren Sie mehr zu dem Thema:

Veranstaltungsort: CityCube Berlin, Eingang: Jafféstraße, 14055 Berlin

 

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU)

Symbolbild: © Gorodenkoff / stock.adobe.com

 


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