Das Curriculum im Medizinstudium muss angepasst werden

PD Dr. Dominik Pförringer, Facharzt für Orthopädie über Künstliche Intelligenz

Veröffentlicht 21.06.2021 14:00, Kim Wehrs




Im Gespräch: PD Dr. Dominik Pförringer, Experte für digitale Medizin, Facharzt für Orthopädie


Herr Prof. Dr. Pförringer, welche Auswirkungen haben KI und neue Technologien auf das Personal im Gesundheitswesen?

Ich sehe in der KI und den ganzen technologischen Möglichkeiten durch die Digitalisierung keine Bedrohung, sondern eine Chance. Wir haben einen intelligenten Co-Piloten, also jemanden, der dem Arzt über die Schulter schaut, den Alltag erleichtert, die Diagnose sichert und auf ein höheres Niveau hebt und so eventuell eine bessere Therapie in die Wege leiten kann und bei allem den Arzt und die Pflegekraft unterstützen kann.

Was ist nötig für einen „Change“ in Richtung Durchsetzung der Technologie beim medizinischem Personal?

Es geht um den „Digital Health Literacy“. Insgesamt haben wir alle zu wenig Verständnis und es wird uns in der Aus- und Weiterbildung nicht mit auf den Weg gegeben. Die meisten erfahren es nur, indem sich selber fortbilden. Im Studium lernt man alles mögliche, von Biochemie, Physik und dergleichen, doch leider nichts zum Thema Technologien. Daran muss man etwas ändern! Das müssen wir unbedingt in die Curricula hineinbringen – sowohl bei den aktuell Studierenden, als auch bei den Ärzten, die sich jetzt weiterbilden möchten. Es ist das A&O, dass die Leute verstehen, was los ist. Denn nur, wenn ich etwas verstehe, sehe ich darin keine Bedrohung.

Wo sehen Sie – vor diesem Hintergrund – die nächsten Schritte?

Konkret muss das Curriculum im Medizinstudium angepasst werden, man muss also technologische Themen hineinbringen, um die kommende Generation der Mediziner gut zu rüsten. Gleichzeitig muss man aber auch Patienten informieren. Man redet über DiGa, aber die wenigsten wissen, was es überhaupt auf dem Markt gibt, was zugelassen ist, was die Kasse zahlt, was der Arzt mir verschreiben oder was ich mir selber organisieren kann. Es geht also um Ausbildung und Information. Es muss eine breite Informationskampagne stattfinden. Wenn man schon über etwas Unausweichliches wie das Impfen eine Kampagne macht, so wird deutlich, dass Kampagnen zum Thema Digitalisierung noch wichtiger sind. Diese Kampagnen wirken auch länger als nur über dieses Jahr.

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Das Interview wurde im Rahmen des Kongresses ZUKUNFTSMEDIZIN 2021 am 18.06.2021 am Flughafen Essen / Mühlheim geführt.
Interview: Michael Reiter, Kamera: Julian Reiter.


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