Virtual Desktop Infrastructure für effiziente Remote-Arbeit und Patientenzugänge

Remote

Veröffentlicht 03.09.2021 09:00, Dagmar Finlayson

Zu Beginn der COVID-19-Pandemie sagten viele Menschen aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus Arzttermine ab oder verschoben sie. Manch vermeintlich unwichtige Untersuchung wurde auf unbestimmte Zeit verlegt. Das Aufschieben von Behandlungen ist nichts Neues in der Gesundheitslandschaft, kann jedoch fatale Folgen für die Patienten haben, wenn Krankheiten zu spät erkannt werden. Auch hohe Kosten für Behandlungen, der Mangel an öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Land, fehlende Zeit, und die Abwicklung von Versicherungsansprüchen tragen zu dieser Situation bei.

Erste Studien in Deutschland belegen bereits den Rückgang an Behandlungen für die Krebsmedizin: Eine repräsentative Studie der Helios Kliniken zeigt, dass während des ersten Lockdowns und kurze Zeit danach zehn bis zu 20 Prozent weniger Krebsbehandlungen als vor der Pandemie durchgeführt wurden.

Dies hängt zum einen mit der aufwändigen Terminvergabe und den Corona-bedingten Hygienevorgaben zusammen, aber auch die Angst vor einer Ansteckung im Wartezimmer oder auf dem Weg zu Arzt spielen dabei eine Rolle. Hinzu kommt die fehlende Erreichbarkeit von Ärzten. Laut Statista steigt zwar die Zahl der Mediziner in Deutschland sukzessive. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig eine generell bessere Versorgung. Denn die Arztdichte ist je nach Region stark unterschiedlich. So findet sich in Ballungsgebieten tendenziell eine Überversorgung, wohingegen ländlich geprägte Bundesländer wie Brandenburg oder Sachsen-Anhalt unterversorgt sind. Erschwerend hinzu kommen weite Anfahrtswege, die oft ohne eigenes Auto oder einen Fahrdienst kaum zu bewerkstelligen sind.

Vor allem in ländlichen Regionen haben die Menschen Schwierigkeiten, Termine bei Fachärzten und in Krankhäusern zu vereinbaren, da diese oft Monate im Voraus ausgebucht sind. Das ist vor allem ein Problem, wenn der Zustand des Patienten ein schnelles Handeln erfordert. Um die Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern, brauchen Kliniken und Praxen innovative IT-Lösungen – beispielsweise eine virtuelle Desktop-Infrastruktur (VDI) wie Parallels Remote Application Server. Mit solchen Lösungen lässt sich nicht nur der Patientenzugang verbessern. Sie erhöhen auch die Datensicherheit der Patienten und die Produktivität von remote arbeitenden Ärzten.

Definition von VDI

Die VDI-Technologie verwendet einen sogenannten Hypervisor, der das Betriebssystem und die Anwendungen von der zugrundeliegenden Hardware trennt. Alle Daten sowie die virtuellen Anwendungen und virtuellen Desktops eines Krankenhauses werden in einem Rechenzentrum vor Ort oder in einer Cloud-Infrastruktur (oder einer Mischung aus beidem) gehostet und an Desktop-Computer, Laptops, Smartphones und Tablets übertragen. Die virtuelle Umgebung für die verschiedenen Geräte sorgt für eine einheitliche Benutzererfahrung.

Zudem können Ärzte und andere Mitarbeiter des Gesundheitswesens über ihre bevorzugten Geräte auf die benötigten Tools und Daten zugreifen, ohne die Datensicherheit zu gefährden. Das gilt auch für Patientendaten in der elektronischen Gesundheitsakte (EHR). Die Informationen werden im Rechenzentrum oder in der Cloud und nicht auf den Geräten der Benutzer gespeichert. Dadurch ist garantiert, dass alle Datenschutzvorgaben eingehalten werden – neben der DSGVO auch das E-Health-Gesetz (Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen), das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG), das Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG) sowie das Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG), das seit Juni dieses Jahres in Kraft ist.

Insgesamt bieten VDI-Lösungen fünf wesentliche Vorteile für Krankenhäuser und Arztpraxen:

1. Schnellere, effizientere Arbeitsabläufe

Im Zuge der Umstellung von papierbasierten auf elektronische Aufzeichnungen ermöglicht VDI den Anbietern digitaler Lösungen einen schnellen und sicheren Zugriff auf Patienteninformationen und klinische Anwendungen. Allerdings ist die Datensicherheit im Gesundheitswesen von größter Bedeutung, viele IT-Abteilungen schreiben strenge Passwortrichtlinien vor – etwa eine bestimmte Anzahl von Zeichen, eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen oder andere Kriterien für sichere Passwörter. VDI bietet daher in Verbindung mit Single-Sign-On-Funktionen (SSO) Ärzten und Pflegepersonal die Möglichkeit, von jedem Ort auf Daten und Anwendungen zuzugreifen, ohne sich in verschiedene Systeme einloggen zu müssen. Dadurch verlieren die Mitarbeiter keine wertvolle Zeit mit dem An- und Abmelden an verschiedenen Geräten.

2. Signifikante Kosteneinsparungen

Die virtuelle Desktop-Infrastruktur sorgt zudem für Kosteneffizienz, indem sie den Zeit-, Arbeits- und Ressourcenaufwand für die Wartung der IT-Infrastrukturen von Krankenhäusern und Arztpraxen reduziert. VDI unterstützt Bring-your-own-device (BYOD)-Initiativen, da weder die Art des Geräts, das auf den Server zugreift, noch dessen Betriebssystem einen Einfluss auf die Leistung der virtuellen Anwendungen und Desktops hat. Die Mitarbeiter können sowohl vor Ort als auch von zuhause mit dem Gerät ihrer Wahl arbeiten und sicher auf ihre Arbeitsdateien und Anwendungen zugreifen.

VDI zentralisiert auch die Verwaltung und Wartung der Endbenutzer. Dadurch gewinnen die IT-Teams wertvolle Zeit, um sich auf andere Aufgaben mit hoher Priorität zu konzentrieren. Gleichzeitig wirken sich Systemausfälle oder Upgrades nicht auf die Produktivität der Anwender aus, da ein Endgerät keinen Einfluss auf andere Geräte hat.

3. Verbesserte Datensicherheit

Laut einer PWC-Umfrage glaubt jeder zweite Deutsche, dass kleinere Krankenhäuser schlecht auf Cyber-Angriffe vorbereitet sind. Denn das Speichern und Übermitteln von Patientendaten birgt die Gefahr, dass die hochsensiblen Informationen in falsche Hände geraten. Immer wieder stehen gerade Krankenhäuser im Visier von Cyber-Kriminellen, die Lösegeld erpressen und im Ernstfall für einen Komplettausfall der IT-Systeme sorgen können. Im Dark Web sind medizinische Daten unglaublich wertvoll. Das liegt daran, dass sie dauerhafte, unveränderliche Informationen wie die Identität und die Krankengeschichte von Patienten enthalten, während etwa Kreditkarten nach einem Diebstahl einfach gelöscht werden können. Dennoch vertrauen 69 Prozent der von PWC Befragten darauf, dass alle Patientendaten verschlüsselt abliegen und die Zugriffsberechtigungen von den IT-Verantwortlichen überwacht werden.

Eine VDI-Plattform schützt diese sensiblen Patientendaten durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Zudem erhöht sie die Datensicherheit im Gesundheitswesen, da alle Desktops, Anwendungen und Daten in einem zentralen Repository untergebracht sind - und nicht auf dem Gerät des Endbenutzers. Im Falle einer Netzwerkverletzung oder eines kompromittierten Geräts sind die Informationen folglich zu jeder Zeit geschützt.

4. Erweiterte Möglichkeiten der Fernarbeit

Die Möglichkeit, dank virtueller Desktop-Infrastrukturen im Gesundheitswesen remote zu arbeiten, trägt dazu bei, die Patientenversorgung zu optimieren. Die Mitarbeiter erhalten an entfernten Standorten sicheren Zugriff auf dieselben klinischen Systeme, die sie in der Praxis oder im Krankenhaus nutzen, einschließlich aller wichtigen Informationsquellen wie medizinischen Datenbanken sowie Diagnosen, Bildern und Abrechnungen.

Fernarbeit befreit das Personal vom Pendeln zum Arbeitsplatz. Damit bleibt ihnen mehr Zeit, um sich auf eine effektive Patientenversorgung zu konzentrieren. Außerdem vergrößert sich durch die Home-Office-Option der Pool an potenziellen Kandidaten. Das macht es für Krankenhäuser und Praxen einfacher, Spitzenkräfte für Aufgabenbereiche einzustellen, die sich gut für die Fernarbeit eignen.

Nicht erst seit der Pandemie gibt es Praxen, in denen die Ärzte nicht ausschließlich vor Ort praktizieren. Sie wechseln sich vielmehr bei der Behandlung der Patienten ab, wobei jeder an bestimmten Tagen pro Woche in der Praxis ist. Den Rest der Arbeitswoche arbeiten sie im Homeoffice und können ihre Zeit flexibel einteilen. Vor allem nicht-medizinische Aufgaben lassen sich gut aus der Ferne erledigen, beispielsweise das IT-Management, die Terminverwaltung oder die Buchhaltung.

5. Niedrigere Hürden für die Versorgung

Die Patientenversorgung wird vielerorts durch Mobilitätsprobleme beeinträchtigt – etwa das fehlende Fahrzeug, die mit dem Taxifahren verbundenen Kosten sowie der fehlende Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Ein nur 30-minütiger Termin kann zu einer stundenlangen Tortur werden, wenn man die Zeit einrechnet, die es braucht, um zur nächsten Haltestelle zu gelangen, sowie die Wartezeiten an der Station und die Fahrzeit zur Praxis. Ländliche Gemeinden bieten oftmals keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bussen, Zügen und U-Bahnen. Die Menschen müssen hier für einen Arztbesuch weite Wege auf sich nehmen, insbesondere wenn sie eine Spezialbehandlung benötigen.

Telemedizin als Zukunft für den Gesundheitssektor

Die Telemedizin kann die Möglichkeiten der Gesundheitsversorgung und den Zugang der Patienten zu einer Behandlung deutlich verbessern. So ermöglicht es VDI den Gesundheitsdienstleistern, über virtuelle Plattformen mit Patienten in Kontakt zu treten. Gleichzeitig erhält das Pflegepersonal Zugang zu den Informationen, die es benötigt, um fundierte Entscheidungen zu treffen und Behandlungen remote durchzuführen. Die Privatsphäre des Patienten bleibt dabei jederzeit gewahrt, die Einhaltung der geltenden Datenschutzrichtlinien ist garantiert.

Die VDI-gestützte Telemedizin ermöglicht es, Behandlungen online durchzuführen und senkt dadurch die Kosten, die den Notaufnahmen durch Patienten entstehen, die keine Notfälle sind. . Auch die Angst vor einer Ansteckung während der Pandemie wird durch virtuelle Sprechzeiten reduziert. Neben den Kontaktbeschränkungen entfällt bei telemedizinischen Terminen zudem die Zeit im Wartezimmer. Dadurch lässt sich wiederum vermeiden, dass ein Termin aufgrund der Verkehrslage oder anderer mit der Anreise verbundener Faktoren verspätet oder gar nicht wahrgenommen wird. Laut dem Branchenverband Bitkom vereinbart bereits jeder vierte Deutsche seinen Arzttermin online.

Außerdem verbessern virtuelle Arztbesuche den allgemeinen Gesundheitszustand. Das gilt insbesondere für Patienten mit chronischen Erkrankungen, die eine Behandlung oder einen Kontrolltermin absagen müssen, weil sie die Anreise nicht organisieren können, keine Kinderbetreuung finden oder berufliche Verpflichtungen haben. Ein virtueller Termin von einer halben Stunde lässt sich wesentlich leichter in den Alltag integrieren als ein Arztbesuch, für den wegen der langen Anfahrt zwei bis drei Stunden ins Land gehen.

Autor: Timo Stubel,Technical Consultant Parallels Remote Application Server (Foto: Parallels Remote)

Symbolbild: Adobe Stock /greenbutterfly


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