GMDS: Arbeitsgruppe Consumer Health Informatics (CHI)

GMDS

Veröffentlicht 03.12.2021 08:30, Dagmar Finlayson

Medizinische Softwaresysteme sind medizinischen Laien oftmals nur teilweise zugänglich. Dies gilt für die Aspekte der Gebrauchstauglichkeit und Entscheidungsunterstützung ebenso wie für den Wissenstransfer bei Datensicherheit oder auch der Übertragung von personenbezogenen Daten.  Impulse sollen von der Projektgruppe/Arbeitsgruppe „Consumer Health Informatics“ (CHI) kommen. CHI will als Austausch- und Vernetzungsplattform u.a. für interdisziplinäre Projekte und Publikationen dienen. Das Themenfeld soll innerhalb der GMDS etabliert werden.

Durch technologische Entwicklungen – wie z.B. das Internet oder Smartphones – ist medizinisches Wissen für die Anwendergruppe der medizinischen Laien in den letzten Jahrzehnten weltweit und jederzeit verfügbar geworden [1-3]. Hieraus ergeben sich Veränderungen im traditionellen Arzt-Patienten-Verhältnis [4]. Selbstbewusst auftretende und aktiv gestaltende Patienten nehmen zunehmend Einfluss auf mögliche Behandlungsoptionen und die damit einhergehenden langfristigen Folgen für ihre Gesundheit. Der Begriff des Patient Empowerment umschreibt diesen Sachverhalt und ist inzwischen international ein etabliertes Fachgebiet [5].

Gleichzeitig gewöhnen sich Konsumenten durch die alltägliche Smartphone-Nutzung an ubiquitär verfügbare Informationsversorgung zur Entscheidungsunterstützung. Dies betrifft z.B. nicht nur das Buchen von Zugfahrkarten, sondern zunehmend auch das Abrufen von personalisierten gesundheitsrelevanten Informationen. Dies zeigt sich vor allem an einer wachsenden Anzahl von Apps mit Bezug zum Themenfeld „Gesundheit und Medizin“. Dabei werden Apps nicht mehr nur zur reinen Wissensakquise benutzt, vielmehr sammeln Endverbraucher durch in Smartphones integrierte Sensoren zunehmend Daten über sich selbst. Das sogenannte Phänomen des Quantified Self-Trackings [6] wird hierbei auch durch die Sport- und Gesundheitsindustrie verstärkt erkannt. In diesem Kontext können derartige Daten jedoch auch für Krankheitsprävention oder gesundheitsbewussteres Leben verwendet werden – z.B. Animierung zu mehr körperlicher Betätigung im Frühstadium von Typ-2 Diabetes.

Ausgewählte Fragestellungen der Arbeitsgruppe CHI:

  • Welche Wirkung haben CHI-Technologien auf den Alltag von Bürgern und das Gesundheitssystem?
  • Welchen Nutzen stiften CHI-Technologien für die Gesundheitsversorgung?
  • Welches Potenzial haben CHI-Technologien, Versorgungsleistungen effizienter in Anspruch zu nehmen?

Zentrale Themen von CHI:

  • Die Perspektiven von Bürgern und ihrem sozialen Umfeld sowie von Ärzten/Gesundheitsfachkräften auf CHI
  • Szenarien für die Nutzung von Gesundheitsdaten, die über heute bekannte Anwendungen und Kontexte hinaus gehen
  • Einflussfaktoren, die bei der Gestaltung und beim Einsatz von CHI Anwendungen berücksichtigt werden müssen
  • Konsequenzen der gewonnenen Daten und eingesetzten Technologien auf das Arzt-Patienten-Verhältnis

 

Aus den genannten Aspekten entsteht die Notwendigkeit, bei der Entwicklung von (medizinischen) Softwaresystemen stärker die Anwendergruppe der medizinischen Laien zu involvieren. Dies gilt insbesondere für die Aspekte der Gebrauchstauglichkeit und Entscheidungsunterstützung. Darüber hinaus spielen die zielgruppenbezogene Repräsentation von Wissen sowie die Datensicherheit bei der Übertragung von personenbezogenen Daten eine zentrale Rolle.

Bereits heute existieren vielfältige Projekte und Forschungsinitiativen zu den oben aufgeführten Themenfeldern. Daher ist es das primäre Ziel, das Themenfeld innerhalb der GMDS zu etablieren sowie institutsübergreifende Projektideen zu konsumentenzentrierten Anwendungen zu kanalisieren und voranzutreiben. Die Projektgruppe soll daher als Austausch- und Vernetzungsplattform u.a. für interdisziplinäre Projekte und Publikationen dienen.

 

Die AG ist offen für Mitglieder aus verschiedenen Bereichen und freut sich über eine interdisziplinäre Zusammensetzung.

www.gmds.de

ag.chi@gmds.de

 

Referenzen

[1] Hardey, M. Doctor in the house: The Internet as a source of lay health knowledge and the challenge to expertise. Sociol. Health Illness 1999, 21, 820–835, doi:10.1111/1467-9566.00185.

[2] Cline, R.J.; Haynes, K.M. Consumer health information seeking on the Internet: The state of the art. Health Educ. Res. 2001, 16, 671–692, doi:10.1093/her/16.6.671.

[3] Eysenbach, G.; Kohler, C. How do consumers search for and appraise health information on the world wide web? Qualitative study using focus groups, usability tests, and in-depth interviews. Br. Med. J. 2002, 324, 573, doi:10.1136/bmj.324.7337.573.

[4] McMullan, M. Patients using the Internet to obtain health information: How this affects the patient–health professional relationship. Patient Educ. Counsel. 2006, 63, 24–28, doi:10.1016/j.pec.2005.10.006.

[5] Anderson, R.M.; Funnell, M.M. Patient empowerment: Re?ections on the challenge of fostering the adoption of a new paradigm. Patient Educ. Counsel. 2005, 57, 153–157, doi:10.1016/j.pec.2004.05.008.

[6] Swan, M. Emerging patient-driven health care models: An examination of health social networks, consumer personalized medicine and quanti?ed self-tracking. Int. J. Environ. Res. Public Health 2009, 6, 492–525, doi:10.3390/ijerph6020492.

Symbolbild: ©Adobe Stock/311664409


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