Wer an Digitalisierung im Krankenhaus denkt, darf nicht nur futuristische Projekte wie Künstliche Intelligenz oder Robotik im Kopf haben, sondern muss auch betriebswirtschaftliche Prozesse betrachten, die das Krankenhaus am Laufen halten. Sie müssen einfacher, schneller und effizienter gestaltet werden. S/4HANA spielt dabei eine große Rolle. Doch die Transformation ist für Krankenhäuser herausfordernd.
Sie lesen einen Auszug aus dem Fachartikel von Tatjana Neitz-Kluge, DSAG-Arbeitskreissprecherin Healthcare, der in der Ausgabe 2/2022 des Krankenhaus IT Journals am 22.4.2022 erscheint.
Wenige Krankenhäuser haben die Migration auf die HANA-Datenbank projektiert. Einige haben die betriebswirtschaftlichen Module auf S/4HANA migriert. Der größte Teil befindet sich in der Projektanalyse und -planung, so lautet die Einschätzung der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG). Viele Krankenhäuser haben ihre SAP-ERP-Landschaft schon zwei Jahrzehnte in Betrieb. Derzeit bereiten sich die Krankenhäuser über Vor- und Reorganisationsprojekte auf die Anforderungen vor, Prozesse übergreifend zu automatisieren, Datensilos aufzulösen und die Performance des Gesamtsystems zu optimieren. Die individuellen Systemlandschaften der SAP- und Non-SAP-Systeme werden untersucht, Vor- und Nachteile von Green- und Brownfield-Strategien analysiert. Da viele SAP-Landschaften in den Krankenhäusern durch Add-ons, Modifikationen, Eigenentwicklungen und Sonderlösungen geprägt sind, sind Support und Betrieb aufwendig. Dementsprechend streben Krankenhäuser vor allem eine Best-Practice-Implementierung an.
S/4HANA-Erfahrung fehlt
Zudem muss das Know-how rund um S/4HANA zu Technologie, Datenbank und Entwicklung aufgebaut und das der „alten Hasen“ aus den Fachbereichen und der IT genutzt werden. Sie haben das SAP-ERP-System bestenfalls mit eingeführt und kennen das Unternehmen sowie die Add-ons, Modifikationen und Erweiterungsimplementierungen. Hier wirkt die Altersstruktur jedoch nicht begünstigend. Gleichzeitig kämpfen die Krankenhäuser gegen den Fachkräftemangel. In der Vergangenheit wurden fehlende Personalressourcen oder fehlendes Know-how durch externe Berater abgedeckt, aber auch die Beratungsunternehmen spüren den Fachkräftemangel.
Die Deutschsprachige SAP Anwendergruppe e.V. DSAG ist einer der einflussreichsten Anwenderverbände der Welt. Mehr als 60.000 Mitglieder aus über 3.700 Unternehmen bilden ein Netzwerk, das sich vom Mittelstand bis zum DAX-Konzern und über alle wirtschaftlichen Branchen in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) erstreckt. Organisiert sind sie in 200 Arbeitskreisen und -gruppen. Gemeinsam optimieren sie SAP-Lösungen für den täglichen Gebrauch in den Mitgliedsunternehmen. Die CIO-Beiräte identifizieren, bündeln und formulieren Themen von strategischer Bedeutung aus Sicht der über 600 in der DSAG organisierten IT-Entscheider und -Entscheiderinnen im CIO-Kreis.
Foto: Dipl.-Inform. Tatjana Neitz-Kluge, Medizinische Hochschule Hannover, DSAG-Arbeitskreissprecherin Healthcare