Ergebnisse der ersten nationalen Reifegradmessung der deutschen Krankenhäuser

Health-IT Talk Berlin-Brandenburg:

Veröffentlicht 23.09.2022 10:00, Kim Wehrs

Die Ergebnisse der ersten Erhebungsrunde des DigitalRadars waren Thema eines KHZG-Spezial des Health-IT Talk Berlin-Brandenburg. Akteure und Teilnehmende der Digitalisierungsmessung stellten Analysen, Erkenntnisse und die praktische Nutzung in Kliniken vor. In einem Bogen von der Theorie über die Auswertungsergebnisse bis zur praktischen Anwendung vermittelten die Referenten ein umfassendes aktuelles Bild der digitalen Reifegradmessung in deutschen Krankenhäusern. Zudem wurden Wünsche und Weiterentwicklungsideen vorgestellt und diskutiert. Dr. Adrian Schuster vom Health-IT Talk Berlin-Brandenburg moderierte. 

Die operative Projektleiterin des DigitalRadars Anne Wiesmann stellte aus dem Mitte September veröffentlichten Zwischenbericht [1] Ergebnisse, Korrelationen und Erkenntnisse vor. Nach der eigentlichen Entwicklung des DigitalRadar-Scores war der Projektverlauf bis Ende 2021 geprägt von der intensiven Zusammenarbeit mit den Pilotkliniken und vom Support für die über 1600 teilnehmenden Kliniken.

Einige gewonnene Kennzahlen haben dabei sicherlich Benchmarkcharakter, wie die 1.385€ jährlichen IT-Bruttolohnkosten Vollzeit pro Bett. Im Vergleich zu früheren Einschätzungen werden die 2,4% Anteil der jährlichen Betriebskosten für IT-Ausgaben als Fortschritt angesehen, wenn gleich dies noch deutlich entfernt ist von anderen Branchen.
In einem Deepdive stellte die Referentin weitere Kennzahlen in Abhängigkeit von verschiedenen Dimensionen wie Trägerschaft oder Versorgungsstufe vor. Einige intuitive Abhängigkeiten wurden bestätigt, wie beispielsweise ein zunehmender Score mit höherer Bettenanzahl. Allerdings hat das (bislang anonyme) Krankenhaus mit dem höchsten Score nicht sehr viele Betten.
Das Konsortium bereitet nun die zweite Datenerhebungsphase in 2023 vor und will dabei auch Erkenntnisse und Anregungen aufgreifen. Zudem besteht ein Schwerpunkt darin, Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen und unterschiedlichen Indikatoren weiter zu evaluieren.


Ergebnisse auf regionaler und Konzernebene

Als Projektleiter Digitalisierung bei Agaplesion Mitteldeutschland schlug Jörg Studzinski den Bogen aus der Theorie des DigitalRadars in die Praxis, da er im Vorfeld aktiv an diesem beteiligt war. Bei der regionalen Krankenhausgruppe waren in Summe 19 Beteiligte im Gesamtverlauf eingebunden. Der anfänglich als hoch eingeschätzte Digitalisierungsgrad relativierte sich im Erhebungsverlauf, so dass der finale Score dann auch die selbst identifizierten Verbesserungspotentiale bestätigte.
Seine Kollegin Claudia Möller (Leiterin Zentraler Dienst FuE & Innovationsmanagement) erläuterte nachfolgend die Konzernebene bei Agaplesion. So konnten die Erhebungsbögen teilweise zentral vorbefüllt und somit die Kliniken entlastet werden. Dies knüpft direkt an die Wünsche für die nächste Erhebungsrunde an, in der beispielsweise Klinikverbünde von aggregierenden Funktionen profitieren würden.


Digitalisierungsstrategie & DigitalRadar

Von Deutschlands größtem kommunalen Krankenhauskonzern Vivantes stellten Nils Alwardt (Ressortleiter IT & Digitalisierung) und Nikos Stroglidis (Abteilungsleiter IT Solutions und Projekte) das überdurchschnittlich gute Abschneiden vor. Der hohe digitale Reifegrad ist dabei sowohl Bestätigung als auch weiterer Ansporn, die Digitalstrategie "Vivantes 2030" konsequent umzusetzen. Die bereits weit fortgeschrittene Basisdigitalisierung ermöglicht nun die Umsetzung innovativer Technologien wie Risikowarnsysteme für Delir, Sepsis oder akutes Nierenversagen. Im Austausch mit Vorstand, Klinikleitungen und Führungskräften bilden die DigitalRadar-Ergebnisse ein gutes Instrument, Digitalisierungsprojekte zielgerichtet zu adressieren und die eigenen strategischen Ziele zu konkretisieren. Als praktischer Nutzen wurde erläutert, dass die Detailergebnisse neuen Mitarbeitern sehr schnell ermöglichen, sich ein umfassendes Bild von der tatsächlich umgesetzten Digitalisierung und eventuellen Nachholbedarfen zu machen.

In der abschließenden Diskussion gingen die Vortragenden auf Publikumsfragen ein, die online und vor Ort gestellt wurden. Übereinstimmend wurde der praktische Nutzen betont. Eine Fortsetzung über die nächste Runde hinaus wird in Anbetracht der verzögerten KHZG-Mittelbereitstellungen als sehr sinnvoll erachtet. Ein häufiger Wunsch an das DigitalRadar-Konsortium zielt auf eine höhere Transparenz der Score-Berechnung aber auch der Klinikergebnisse. Es besteht nämlich der Wunsch, von jenen zu lernen, die in einzelnen Dimensionen besonders erfolgreich abgeschnitten haben. Vielleicht könnten Branchenorganisationen wie der KH-IT diesen Bedarf aufgreifen und als Plattform den Wissenstransfer ermöglichen?


Referenzen:
[1] https://www.digitalradar-krankenhaus.de/ergebnisse


Kommende Termine Health-IT Talk Berlin-Brandenburg
- Mo, 10. Oktober: Update zur Medizininformatik-Initiative
- Mo, 14. November: DiGAs: Rückblick nach 2 Jahren
- Mo, 5. Dezember: Endlich semantische Interoperabilität - und jetzt?
- Januar 2023: Telemedizin global und lokal: Helios C4U2BE 

 

Dr. Adrian Schuster

Dr. Adrian Schuster, Health-IT Talk Berlin-Brandenburg, moderierte Ergebnisse der ersten Erhebungsrunde des DigitalRadars in einem KHZG-Spezial des Health-IT Talk Berlin-Brandenburg.

 
Foto Symbolbild: Adobe Stock / MQ-Illustrations 


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