Smart Hospital Excellence Forum 2023: Positives Feuer für das Gesundheitswesen

Forum

Veröffentlicht 29.03.2023 19:00, Dagmar Finlayson

Das Gesundheitswesen durchläuft einen großen Veränderungsprozess. Wie die digitale Transformation in ein Smart Hospital gelingt, zeigte das „Smart Hospital Excellence Forum 2023“ am 20. und 21. März 2023 in Frankfurt am Main. Wegweiser für die Digitalisierung hin zu einem intelligenten und zukunftssicheren Krankenhaus sind Interoperabilität, klinische KI, professionelles Personal sowie Sicherheit der IT-Systeme. Handlungsempfehlungen gaben renommierte Experten aus Klinik und Wissenschaft.

von Wolf-Dietrich Lorenz

Physische und digitale Entwicklungen werden den Umgang mit Gesundheit und die Interaktion mit dem Gesundheitssystem verändern. „Auf geht’s zum Smarten Klinikum“ zusammen mit Influencern, veränderten Patientenerwartungen und Social Media sowie Digitalgesetzgebung. Impulse benannten die Forums-Moderatoren Inga Bergen, Gründerin, „Visionäre der Gesundheit“, und die „Stimme der digitalen Medizin“ Prof. Dr. David Matusiewicz, Professor für Medizinmanagement und Direktor des Forschungsinstituts für Gesundheit & Soziales, FOM Hochschule. Für die Digitalisierung stellte Prof. Matusiewicz heraus: „Die Chancen sehe ich überproportional beim Patienten, das bedeutet alles, was wir an Prozessen verbessern, damit der Patient eine bessere, schnellere Versorgung bekommt, bei Diagnostik und Therapie und Nachsorge.“

 

Abb: Auswirkungen von Innovationen auf den Patientenpfad

Inga Bergen, Gründerin, „Visionäre der Gesundheit“: „Auf geht’s zum Smarten Klinikum.“

Prof. Dr. David Matusiewicz, Professor für Medizinmanagement und Direktor des Forschungsinstituts für Gesundheit & Soziales, FOM Hochschule: Chancen der Digitalisierung, Ökonomisierung, Perspektiven für Krankenhäuser und Patienten, Tech-Giganten übernehmen Healthcare – hören Sie dazu das Experten-Interview.

 

Daten retten Leben. Darum geht es bei der digitalen Transformation von Healthcare im Kern. Innovationen treiben dazu das Gesundheitswesen an. „Wir befinden uns in einem positiven Feuer für das Gesundheitswesen“, meinte Prof. Dr. Sylvia Thun zu dem Interoperabilitätsstandard FHIR.  Die Direktorin Core Facility Digitale Medizin und Interoperabilität, Berliner Institut für Gesundheitsforschung an der Charité, skizzierte das smarte „Krankenhaus on FHIR“. Der Standard eignet sich für den Einsatz in vielen Szenarien: den Datenaustausch zwischen Systemen innerhalb einer Organisation. den Datenaustausch in einem intersektoralen, regionalen Netzwerk. den Datenaustausch auf nationaler Ebene, z.B. für Register und elektronische Gesundheitsakten. Alles zum Wohl des Patienten.

Prof. Dr. Sylvia Thun, Direktorin Core Facility Digitale Medizin und Interoperabilität, Berliner Institut für Gesundheitsforschung an der Charité: Akzeptanz von Krankenhaus und Industrie, Patientenakte und Vertrauen der Patienten – hören Sie dazu das Expertinnen-Interview.

Hilfreiche Anwendungen zur klinischen Entscheidungsunterstützung

Künstliche Intelligenz kann in der Medizin menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität übernehmen. Dazu gehört KI-basierte Entscheidungsunterstützung in der stationären Patientenversorgung. Zur Implementierung meinte Prof. Dr. med Kai Wehkamp, Projektleitung KI-basierte klinische Entscheidungsunterstützung und Risikoprädikation, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein:

„Auf der einen Seite haben wir in vielen Krankenhäusern zunehmend weitestgehend vollständig digitalisierte Patientenakten. Auf der anderen Seite bieten neue Machine-Learning Algorithmen und verbesserte IT-Infrastruktur nun die Möglichkeit, immer komplexere und unstrukturierte Daten verarbeiten zu können. Nun muss der nächste Schritt gegangen werden und geprüft werden, ob sich hiermit bereits medizinisch wirklich hilfreiche Anwendungen zur klinischen Entscheidungsunterstützung entwickeln lassen.“ Für die Versorgungsprozesse spielt die IT eine entscheidende Rolle. Die Krankenhausinfrastruktur ist zum einen Domäne der IT. Hinzu kommen immer auch Medizin und Pflege, weil IT-Anwendungen in die Krankenversorgung durch konkrete Prozessintegration hineinarbeiten sollen. „Letztendlich sind auch funktionierende KI Anwendungen nur denkbar in einem solchen Zusammenspiel zwischen den Akteuren.“

 

Prof. Dr. med. Kai Wehkamp, Projektleitung KI-basierte klinische Entscheidungsunterstützung und Risikoprädikation, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein: KI-Orientierungspunkte, Digitalisierungsgewinne, Rolle der IT – hören Sie dazu das Experten-Interview.

Bei der digitalen Transformation treten viele Herausforderungen auf. Insbesondere ist ein Strukturwandel notwendig, dessen Ausmaß häufig unterschätzt wird. Hier kommt das Krankenhauszukuftsgesetz KHZG zum Tragen. „Aber es lohnt sich,“ stellte Lisa van Maasakkers, Mitglied der Geschäftsleitung, Direktorin Personal & Organisation, RoMed Kliniken Rosenheim, fest. Sie erörterte das KHZG und Möglichkeiten, Strategien und Herausforderungen bei den RoMed-Kliniken. „Wir haben schnell gesehen und auch entsprechend organisatorisch umgesetzt: Diese Digitalisierungsprojekte sind keine reinen IT-Projekte. Es geht nicht allein darum, eine neue Technologie zur Verfügung zu stellen und dann dem Anwender zu überlassen.“ Man muss sich des gesamten Prozesses bewusst werden. „Von besonderer Bedeutung, um die Herausforderungen zu überwinden, sind die Befähigung und der frühzeitige Einbezug der Mitarbeiter, um bestehenden Ängsten aktiv entgegenzuwirken.“ Für Akzeptanz und Glaubwürdigkeit sollte mit Projekten begonnen werden, die einen spürbaren Nutzen für die Mitarbeiter entfalten. „Mit der Neuausrichtung von Technologie und Prozessen auf die Arbeitswelt der Zukunft möchten wir bei RoMed die Region auch zukünftig bestmöglich versorgen und zugleich das Leben für Patienten und Mitarbeiter erleichtern.“

 

Abb: Neue Strukturen, um erfolgreich zu sein

Lisa van Maasakkers, Mitglied der Geschäftsführung, RoMed-Klinikum Rosenheim: KHZG-Impulse für Zukunftsfähigkeit, Prozess- und Führungsstrukturen sowie Chancen der Verbundstrukturen – hören Sie dazu das Expertinnen-Interview.

Gegenteil von künstlicher Intelligenz

Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck und löst Probleme nicht automatisch. Das gilt auch für IT-Sicherheit. Zu den Voraussetzungen für sichere digitale Transformation meinte Dr. Nicolas Krämer: „Um die digitale Transformation sicherer zu gestalten, geht es vor allem um die richtige Einstellung der Anwender. Der Faktor Mensch spielt bei der IT-Sicherheit eine entscheidende Rolle, häufig sogar eine wichtigere als die technische Infrastruktur.“ Der Vorstandsvorsitzende der Healthcare Consulting & Services AG pointierte: „Das Gegenteil von künstlicher Intelligenz ist menschliche Dummheit. Investieren Sie nicht 10.000 Euro in eine neue Firewall, investieren Sie besser 100.000 Euro in jemanden, der diese vernünftig bedient,“ betonte er im Best-Practice-Impuls „Angriff aus der Dunkelheit“, seinem Erfahrungsbericht über eine spektakuläre Cyberattacke auf das Krankenhaus Neuss.

Smart Hospital Excellence Forum-Agenda

Weiterhin auf der Smart Hospital Excellence Forum-Agenda standen Konzepte und Lösungen wie standardisierte und digitalisierte Behandlungsprozesse im Klinikalltag oder auch Pflege und die Suche nach Personal, Ambulantisierung und intersektorale Versorgung und als internationaler Beitrag „Israel: Smart Hospital der Zukunft“.

In der Podiumsdiskussion mit dem Auditorium „Wie wird sich das Gesundheitswesen zukünftig weiterentwickeln?“ waren take home points, Prozesse zum zentralen Thema zu machen und beim Blick auf die kommenden Jahre durch das Personalmanagement die Mitarbeiter bei der Stange zu halten.

Veranstalter war Smart Bridges, der sich branchenübergreifend auf Vernetzung und den Wissensaustausch von Fach- und Führungskräften sowie auf das Vermitteln neuer Geschäftspartner spezialisiert hat.

von Wolf-Dietrich Lorenz

 

 

 

 


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