Polykrise und deutsche Krankenhäuser: Strategien für Risikokultur und Resilienz

Krise

Veröffentlicht 13.10.2023 08:00, Kim Wehrs

Die Polykrise, gekennzeichnet durch eine komplexe Verflechtung verschiedener Krisenfaktoren, hat in den letzten Jahren sichtbare Auswirkungen auf deutsche Krankenhäuser gehabt. Sie  betreffen die Gesundheitsversorgung, die Mitarbeiter, die Finanzen sowie die gesamte Organisation. Multiple  Maßnahmen können dazu beitragen, deutsche Krankenhäuser besser auf die Herausforderungen der Polykrise vorzubereiten. Dazu gehören, eine risikobewusste Kultur im Gesundheitswesen zu fördern und in Risikomanagementstrategien und Resilienzmaßnahmen zu investieren. 

Polykrisen sind multiple geopolitische, wirtschaftliche und klimatische Krisen, die sich gegenseitig verstärken. Dies bedeutet, dass eine Polykrise nicht als die Summe einzelner Krisen zu verstehen ist und die einzelnen Krisen nicht einfach nebeneinander existieren, sondern sich gegenseitig beeinflussen. (1)

Eine der Hauptauswirkungen der Polykrise auf Krankenhäuser ist der erhöhte Druck auf das Gesundheitssystem. Die steigende Anzahl von COVID-19-Patienten, begrenzte Ressourcen und Personalmangel haben die Krankenhäuser an ihre Belastungsgrenzen gebracht. Dies hat die Notwendigkeit einer robusten Risikokultur und Resilienz in den Vordergrund gerückt.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, können deutsche Krankenhäuser verschiedene Strategien verfolgen. Eine Möglichkeit besteht darin, Risikobewertungen und Krisenmanagementpläne regelmäßig zu überarbeiten und zu aktualisieren. Dies hilft, auf unvorhergesehene Situationen besser vorbereitet zu sein. Ebenso ist die Förderung einer offenen Kommunikationskultur von entscheidender Bedeutung. Mitarbeiter sollten ermutigt werden, Bedenken und Vorschläge zur Verbesserung der Krisenbewältigung anzusprechen.

Eine weitere Strategie besteht in der Diversifizierung der Einnahmequellen der Krankenhäuser. Die Abhängigkeit von staatlichen Mitteln sollte reduziert werden, indem alternative Finanzierungsquellen erschlossen werden, um finanzielle Risiken zu minimieren. Gleichzeitig sollten Krankenhäuser ihre Effizienz steigern, um Ressourcen optimal zu nutzen.

Die Ausbildung des Personals in Krisenmanagement und -bewältigung ist ebenfalls von großer Bedeutung. Mitarbeiter sollten in der Lage sein, schnell auf sich ändernde Situationen zu reagieren und ihre Aufgaben auch unter extremem Druck effektiv zu erfüllen.


Strategie-Beispiele

Risikobewusste Kultur:

  • ·Schulungen und Workshops für Mitarbeiter zur Sensibilisierung für Risiken und Bedrohungen
  • ·Einrichtung eines Risikomanagementstabs, der sich regelmäßig mit den aktuellen Risiken befasst
  • ·Einbindung von Patienten und Angehörigen in die Risikobewertung
     

Risikomanagementstrategien:

  • ·Diversifizierung von Lieferketten, um eine Verknappung von Ressourcen zu vermeiden
  • ·Entwicklung von Notfallplänen für den Fall von Krisen
  • ·Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Krankenhäusern durch Investitionen in Infrastruktur und Personal

Resilienzmaßnahmen:

  • ·Förderung von Innovation, um neue Wege zur Bewältigung von Krisen zu entwickeln
  • ·Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern, um sich gegenseitig zu unterstützen


Die Polykrise zeigt für Krankenhäuser auf: Eine verbesserte Risikokultur und Resilienz sind unerlässlich, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Die genannten Strategiebeispiele können dazu beitragen, die Stabilität und Leistungsfähigkeit der Krankenhäuser in Zeiten der Polykrise zu stärken und die Gesundheitsversorgung in Deutschland zu sichern. 

(1) Der Begriff wurde vor allem von dem an der Columbia University (New York) lehrenden Wissenschaftler und Wirtschaftshistoriker Adam Tooze geprägt.
 

Wolf-Dietrich Lorenz
Foto: Adobe Stock / alphaspirit


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