Die IT-Infrastruktur im Krankenhaus bleibt oft hinter den Ansprüchen zurück, weil veraltete Systeme, fehlende Flexibilität und mangelnde Integration zu Informationssilos führen und damit den Informationsfluss hemmen. Hinzu kommen begrenzte Budgets, Fachkräftemangel und hohe regulatorische Anforderungen, die eine kontinuierliche Modernisierung erschweren. Auch Sicherheitsrisiken und die Notwendigkeit, neue Technologien nahtlos einzubinden, stellen große Herausforderungen dar. Das Resultat sind Effizienzverluste, potenzielle Ausfallzeiten und eine eingeschränkte Fähigkeit, innovative Versorgungsmodelle umzusetzen.
Größte Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Krankenhaus-IT
Veraltete Systeme und Datensilos
- Viele Krankenhäuser arbeiten noch mit veralteten IT-Systemen, die oft nicht miteinander kompatibel sind. Dies führt zu redundanten, parallelen Datenbeständen und erschwert den abteilungsübergreifenden Informationsaustausch, was wiederum schnelle und fundierte Entscheidungen behindert.
Mangelnde Interoperabilität
- Der Anspruch an eine moderne, vernetzte IT-Landschaft steht im Gegensatz zur Realität vieler monolithischer, schwer zu integrierender Systeme. Erst der Umstieg auf modulare, webbasierte und interoperable Lösungen ermöglicht einen reibungslosen Datenaustausch, der jedoch vielerorts noch nicht umgesetzt ist.
IT-Sicherheit und Cyberrisiken
- Mit der zunehmenden Digitalisierung wächst die Angriffsfläche für Cyberkriminalität. Krankenhäuser sind dadurch verstärkt Angriffen ausgesetzt, die den Betrieb massiv beeinträchtigen können. Der Anspruch an höchste Sicherheit kollidiert häufig mit der Realität begrenzter Ressourcen und veralteter Schutzmechanismen.
Fehlende Standardisierung und Datenqualität
- Unterschiedliche Datenformate und fehlende Standards führen zu Problemen bei der Datennutzung und -qualität. Automatisierung und Qualitätssicherung sind vielfach noch nicht ausreichend etabliert, was die Nutzung digitaler Systeme einschränkt.
Ökonomische und personelle Engpässe
- Der Anspruch an eine innovative, leistungsfähige IT-Infrastruktur wird durch knappe Budgets, Personalmangel und hohe regulatorische Anforderungen oft ausgebremst. Investitionen in Modernisierung und Personalqualifizierung bleiben dadurch hinter dem Bedarf zurück.
Diese Diskrepanzen führen dazu, dass die IT im Krankenhaus häufig nicht den Anforderungen einer optimalen Patientenversorgung entspricht und Innovationspotenziale ungenutzt bleiben.
Um den Unterschied zwischen Anspruch und Realität in der IT von Krankenhäusern zu überwinden, ist ein vielschichtiger Ansatz notwendig, der sowohl technologische als auch organisatorische Veränderungen umfasst. Zentrale Voraussetzung ist die Entwicklung einer ganzheitlichen Digitalstrategie, die alle Bereiche – von klinischen Prozessen über Verwaltung bis hin zur technischen Infrastruktur – integriert und auf ein gemeinsames Zielbild ausrichtet. Die Modernisierung sollte dabei schrittweise erfolgen, indem gezielt einzelne Systemkomponenten erneuert werden, um Investitionen zu optimieren, Risiken zu minimieren und die Sicherheit sowie Zuverlässigkeit der IT zu erhöhen. Gleichzeitig müssen Prozesse und Strukturen angepasst werden, um eine bessere Interoperabilität und Datensicherheit zu gewährleisten, da Digitalisierung ohne Prozessoptimierung wenig nachhaltig ist.
Die Einbindung der IT-Abteilung in die Gesamtstrategie des Krankenhauses sowie die Förderung von Digitalkompetenz im gesamten Personal sind entscheidende Faktoren, um Akzeptanz und Effizienz zu steigern. Zudem ist es wichtig, die technische Ausstattung kontinuierlich zu modernisieren und auf flexible, skalierbare Plattformen zu setzen, die innovative Versorgungsmodelle und eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit ermöglichen. Merke: Der Wandel gelingt, wenn neben der Technologie auch die Organisationskultur und Arbeitsprozesse weiterentwickelt und ausreichend Ressourcen für Schulung und Change Management bereitgestellt werden.
Autor: Wolf-Dietrich Lorenz
Foto: Adobe Stock / Sector30