IT-Sicherheitskultur im Krankenhaus: Risiken und Handlungsbedarf

Veröffentlicht 21.07.2025 13:00, Kim Wehrs

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen bringt nicht nur Effizienzgewinne, sondern auch neue Herausforderungen mit sich, besonders im Bereich der IT-Sicherheit. Krankenhäuser sind aufgrund ihrer sensiblen Patientendaten ein attraktives Ziel für Cyberangriffe. Eine fehlende IT-Sicherheitskultur birgt dabei erhebliche organisatorische und menschliche Risiken. Zur gelebten Sicherheitskultur im Krankenhaus kann eine Plattform für die anonyme und sanktionsfreie Meldung von kritischen Ereignissen beitragen. Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion und sollten Sicherheitsaspekte  kommunizieren und fördern. 

Eine ausgeprägte IT-Sicherheitskultur basiert auf mehreren zentralen Kriterien: ein klares Bewusstsein für Sicherheitsrisiken auf allen Ebenen, kontinuierliche Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeitenden, transparente Kommunikation über Bedrohungen sowie ein gelebter Umgang mit Sicherheitsrichtlinien im Arbeitsalltag. Sicherheitskultur bedeutet nicht nur das Vorhandensein von technischen Schutzmaßnahmen, sondern auch eine Kultur der Verantwortung und des Mitdenkens im täglichen Handeln.

Die Verantwortung für den Aufbau und die Pflege einer Sicherheitskultur liegt nicht allein bei der IT-Abteilung. Geschäftsführung, ärztliche Leitung und Pflegepersonal müssen gemeinsam an einem Strang ziehen. Führungskräfte haben dabei eine Vorbildfunktion und sollten Sicherheitsaspekte aktiv kommunizieren und fördern. Nur so kann ein ganzheitliches Verständnis für IT-Sicherheit entstehen.
 

Patientensicherheit und Qualität der Versorgung 

Unzureichend geschulte Mitarbeitende, fehlende Awareness und eine mangelnde Verankerung von Sicherheitsrichtlinien im Alltag können dazu führen, dass Schadsoftware über Phishing-Mails oder unsichere Geräte in das Kliniknetzwerk gelangt. Neben Datenverlust und Betriebsstörungen gefährden solche Vorfälle auch das Vertrauen der Patienten sowie die Einhaltung gesetzlicher Datenschutzvorgaben.

Eine starke Sicherheitskultur in Krankenhäusern ist entscheidend für die Patientensicherheit und die Qualität der Versorgung. Best Practices umfassen eine offene Fehlerkultur, in der Mitarbeitende ohne Angst vor Sanktionen über Zwischenfälle berichten können. Regelmäßige Schulungen und Simulationstrainings fördern das Sicherheitsbewusstsein und verbessern die Reaktionsfähigkeit im Ernstfall. Führungskräfte sollten mit gutem Beispiel vorangehen und Sicherheitsziele klar kommunizieren. Die Einführung standardisierter Prozesse, wie Checklisten bei Operationen oder Übergaben, minimiert Risiken und fördert einheitliche Abläufe. Interdisziplinäre Fallbesprechungen und Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen tragen zur kontinuierlichen Verbesserung bei. Ein strukturiertes Risikomanagementsystem hilft, potenzielle Gefahren frühzeitig zu identifizieren und präventiv zu handeln. Zudem stärken regelmäßige Feedbackrunden und Mitarbeiterbefragungen das Engagement und die Verantwortung aller Beteiligten. Eine gelebte Sicherheitskultur basiert auf Vertrauen, Kommunikation und dem gemeinsamen Ziel, die bestmögliche Versorgung für Patientinnen und Patienten sicherzustellen.
 

Offene und transparente Meldekultur 

Ein Critical Incident Reporting System (CIRS) kann ein wirksames Instrument zur Förderung einer gelebten Sicherheitskultur im Krankenhaus sein, indem es eine Plattform für die anonyme und sanktionsfreie Meldung von kritischen Ereignissen und Beinahe-Unfällen bietet. Durch CIRS können Fehler und Risiken identifiziert, analysiert und behoben werden, was zur Verbesserung der Patientensicherheit und der Qualität der Versorgung beiträgt. 

CIRS ist sowohl Ausdruck einer gelebten Sicherheitskultur, indem es eine offene und transparente Meldekultur fördert, es kann als Anstoß für eine solche Kultur dienen, indem es zur Sensibilisierung, Verantwortungsübernahme und kontinuierlichen Verbesserung verstärkt.  

Der Status quo in deutschen Krankenhäusern zeigt deutlichen Nachholbedarf: Laut verschiedenen Studien (1) mangelt es in vielen Einrichtungen an standardisierten Sicherheitsprozessen und ausreichender Mitarbeiterschulung. Sicherheitsvorfälle werden oft nur reaktiv behandelt, statt präventiv vermieden. Eine nachhaltige Sicherheitskultur muss daher als strategisches Ziel in den Klinikbetrieb integriert werden – nicht zuletzt, um Patientenversorgung und Datenintegrität langfristig zu sichern. Nur durch ein gemeinsames Sicherheitsbewusstsein lassen sich die komplexen Anforderungen der digitalen Gesundheitsversorgung erfolgreich meistern.  

·(1) Studienprojekt: Wie gut ist die Informationssicherheit in Krankenhäusern? 01.06.2022, https://www.krankenhaus-it.de/item.155 ... rankenhaeusern.html 

Autor: Wolf-Dietrich Lorenz
Foto: Adobe Stock / wladimir1804


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