Die GFO-Kliniken Rhein Berg erprobten in einem sechswöchigen Pilotprojekt "Pepper". Jingsi Wawrzyn-Lei, skizziert den Nutzen des humanoiden Roboters im Krankenhausalltag, die Herausforderungen bei der Implementierung und erste Ergebnisse. Die Pflegedirektorin ist überzeugt: dem Zusammenspiel von Mensch und intelligenten Robotern gehört die Zukunft.
2023 waren 22 % aller Deutschen älter als 65 Jahre, bald werden es 30 % sein. Gleichzeitig entwickelt KI sich zu einem Innovationstreiber, auch im Gesundheitswesen. In der Pflege werden humanoide Roboter bald zum Alltag gehören und Pflegekräfte unterstützen. Darum haben wir in den GFO-Kliniken Rhein Berg in einem sechswöchigen Pilotprojekt "Pepper" erprobt, einen humanoiden Roboter, den die japanische SoftBank Robotics Group Corp. 2015 auf den Markt gebracht hat. Pepper kann Gesichter und grundlegende menschliche Emotionen erkennen und wurde für die soziale Interaktion mit Menschen entwickelt. Pepper ist menschenähnlich mit Kopf und Gliedmaßen geformt, um so Vertrautheit zu erzeugen. Sein schlichtes Design mit abgerundeten Formen in sauberem Weiß erinnert an eine freundliche Comicfigur. Er ist mit 1,20 m so groß wie ein Kind im Vorschulalter, also schüchtert er nicht ein.
Pepper hat große, LED-leuchtende Augen; sie sollen Gefühle vermitteln. Das einfache Erscheinungsbild und die Aussprache kommen generell bei älteren, besonders aber bei dementen Patienten an. Denn Pepper urteilt nicht, ist immer freundlich und lächelt, wenn man ihm den Kopf streichelt. Patienten fühlen sich ihm nicht unterlegen.
Dank eingebauter Sensoren und Kameras kann Pepper Gesichter erkennen, sprechen, gestisch kommunizieren sowie Informationen auf seinem Tablet anzeigen. Er kann Bewegungsübungen anleiten, das Gedächtnis trainieren, sozial interagieren, Behandlungsabläufe erklären, Daten ans Pflegepersonal weitergeben, daran erinnern, Medikamente einzunehmen.
Technisch verfügt Pepper standardmäßig über Wi-Fi (IEEE 802.11 a/b/g/n, 2,4 GHz/5 GHz) und Ethernet (x1, 10/100/1000 base T). Mit dieser Konnektivität kann Pepper selbstständig im Internet nach Daten zu suchen, um seine KI Fähigkeiten voll zu nutzen. Wegen deutscher Datenschutzbestimmungen im Krankenhaus mussten wir diese Funktionen leider deaktivieren. Solange der Zweck klar definiert ist, bietet japanischer Datenschutz mehr Spielraum, persönliche Daten zu nutzen und KI-Algorithmen zu verbessern. Roboter in Japan sind darum lernfähiger als in Deutschland. Datenschutz-Beschränkungen trugen dazu bei, dass Pepper den Markt nicht durchdringen konnte. 2021 musste die Produktion pausieren.
Das Pepper-Modell, das wir eingesetzt haben, wurde ursprünglich programmiert, um es unterstützend in der Lang zeitpflege von Seniorenheim-Patienten einzusetzen. Wir haben uns gefragt: Lässt sich die Technologie auf den akutklinischen Bereich unserer geriatrischen Station in den GFO-Kliniken Rhein Berg übertragen? Lassen sich die vorprogrammierten Funktionen auch bei uns einsetzen?
Die Internetverbindung wurde schon im Vorfeld bei der Projektvereinbarung deaktiviert, da Pepper Kameras und Sensoren besitzt, also sensible Patientendaten aufnehmen und über mögliche Sicherheitslücken verbreiten könnte. Für jede Programmanpassung mussten wir Pepper zum Hersteller bringen, da nur er berechtigt ist, das Programm zu ändern.
Rolle die IT und Schulung der Mitarbeiter Um Pepper dauerhaft einzusetzen, müssen die Pflegekräfte ständig mit Softbank zusammenarbeiten. Dann kann die KI im Krankenhaus weiterentwickelt werden. Dazu müssen technische und organisatorische Vorkehrungen getroffen werden. Es kommt darauf an: Soll Pepper dauerhaft mit dem Internet verbunden sein? Oder geht es nur um Fernwartung oder Updates? Soll Pepper Zugang zu Patientendaten erhalten? Dementsprechend ist zu klären, ob ein eigenes lokales WLAN Netzwerk ausschließlich für Pepper eingerichtet werden muss, oder ob eine temporäre Abschottung vom Krankenhausnetz während bestimmter Nutzungsphasen ausreichend ist. Technische Störungen und Wartungsarbeiten zu dokumentieren, ist wichtig. Mit Softbank koordinierte Programmupdates können auch per Fernwartung erfolgen. Die Kollegen einzuarbeiten, war dank der intuitiven Benutzeroberfläche unkompliziert. Die Ersteinweisung war nach zwei Stunden abgeschlossen.
Unsere Patienten wechseln häufiger. Bei wechselnden Patienten ist es aufwendig, eine maßgeschneiderte Therapieeinheit mit Pepper zu gestalten. Man muss den aktuellen Krankheitszustand berücksichtigen sowie ungeplante Untersuchungen. Um Pepper effektiv in unseren klinischen Alltag zu integrieren, muss er an das dynamische Umfeld einer Akutklinik angepasst werden. Die eigentliche Herausforderung war, Peppers Anwendungsmöglichkeiten kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die Mitarbeiter mussten lernen, neue Bedarfe der Patienten zu erkennen und die Apps patientenspezifisch zusammenzustellen.
Im pflegerischen Bereich zeigte sich, dass Pepper nicht eigenständig eingesetzt werden kann.
Die Pepper-Betreuer mussten mit speziellem Dienstplan
■ den Roboter zur Therapie bringen und überwachen,
■ bei technischen Problemen erste Hilfe leisten,
■ die Interaktion zwischen Patienten und Pepper
unterstützen,
■ die Aktivitäten dokumentieren,
■ den Akkustand und das rechtzeitige Laden überwachen.
Aspekte für die Zukunft
Ohne Internet kann Pepper nur vorprogrammierte Funktionen ausführen. Er erkennt zwar Gesichter und Mimik, reagiert aber oft nicht oder manchmal nicht immer passend mit „guter Laune“. Pepper motiviert Patienten bei Gruppenübungen und entlastet Physiotherapeuten; sie können Patienten besser im Blick behalten. Er ermöglicht es Physiotherapeuten, sich parallel um einzelne Patienten zu kümmern. Noch muss Pepper engmaschig betreut werden, Datenschutzrisiken und begrenzte Adaption schränken seine Effizienz ein. Trotzdem hat die Erfahrung gezeigt: Dem Zusammenspiel von Menschen und intelligenten Robotern gehört die Zukunft. Die Politik sollte daher die Rahmenbedingungen dafür verbessern.
Foto: Jingsi Wawrzyn-Lei, Pflegedirektorin, GFO-Kliniken Rhein-Berg, Betriebsstätte Marien-Krankenhaus Bergisch Gladbach und Betriebstätte Vinzenz Pallotti Hospital Bensberg
Quelle: Krankenhaus-IT Journal, Ausgabe 03/2025 - Stand Juni 2025
Symbolbild: Have a good day / AdobeStock