Cyber-Resilienz im Krankenhaus: Warum moderne Kliniken auf Rapid Response setzen

Veröffentlicht 12.08.2025 17:00, Kim Wehrs

Krankenhäuser bewältigen täglich anspruchsvolle Aufgaben – nicht nur in der Patientenversorgung, sondern auch bei der Weiterentwicklung ihrer digitalen IT-Strukturen. Dabei machen viele Kliniken bereits bedeutende Fortschritte: Dank Förderprogrammen und Fonds, wie dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) oder aktuell dem Transformationsfonds stehen zahlreiche Mittel zur Verfügung, mit denen viele Einrichtungen ihre IT-Sicherheit und Cyber-Resilienz nachhaltig stärken konnten.

Um gegen Cyberangriffe vorbereitet zu sein und im Ernstfall schnell und gelassen zu handeln, setzen Kliniken heute zunehmend auf moderne Konzepte wie Rapid Response. Das Ziel ist klar: Risiken minimieren, Betriebsabläufe schützen und die Patientensicherheit jederzeit gewährleisten. Doch wie funktioniert der Ansatz genau und was ist bei der Umsetzung entscheidend? 

Von Technik bis zu Taktik - eine ganzheitliche Herangehensweise

Mit Unterstützung des KHZG wurden in vielen Kliniken bereits moderne IT-Sicherheitsmaßnahmen implementiert. Dazu zählen unter anderem aktuelle Backup-Systeme, Systeme zur Anomalieerkennung und regelmäßige Tests zur Schwachstellenanalyse. Diese Investitionen zahlen sich aus, weil sie die Basis für ein robustes, digitales Ökosystem schaffen. Kliniken können so ihre komplexen IT- und Medizintechniklandschaften besser schützen und sind auf dem Weg zu mehr digitaler Souveränität.

Ein reines Technik-Upgrade reicht allerdings noch nicht aus. Zwar sind Plattformen zur Anomalie-Erkennung, regelmäßige Penetrationstests oder sichere Backups unverzichtbar – doch entscheidend ist ein ganzheitlicher strategischer Ansatz. Dabei unterscheiden sich Kliniken grundlegend von Industriebetrieben oder Verwaltungen. In Kliniken wird IT oft über Shared-Desk-Konzepte genutzt, die Personalfluktuation ist hoch, die Awareness für Cybergefahren niedrig. Auch medizinisches Personal und Verwaltung sind mögliche Einfallstore, etwa durch Phishing.
Genau an dieser Schnittstelle zwischen technischer Infrastruktur und menschlichem Risikofaktor greift der Rapid Response Ansatz gezielt ein – um Sicherheitslücken zu schließen, bevor sie zu Einfallstoren werden.

Rapid Response: Mehr als nur eine Reaktion – ein proaktives Schutzkonzept

Der Rapid Response Ansatz ist mehr als nur eine schnelle Reaktion – er geht über klassische IT-Sicherheitsmaßnahmen hinaus. Ziel ist es, nicht nur auf Cybervorfälle zu reagieren, sondern bereits im Vorfeld Strukturen zu schaffen, die im Krisenfall greifen. Die Methodik basiert auf drei Phasen: Vorbereitung, Reaktion und Wiederaufbau.

In der Vorbereitungsphase geht es darum, sich mit dem klinikspezifischen IT-Setup vertraut zu machen, Schwachstellen zu identifizieren und Notfallpläne zu erarbeiten. Dazu gehört unter anderem die Definition kritischer Systeme, ein Wiederanlaufplan und eine aktuelle Kontaktmatrix. Auch Schulungen und Notfallübungen sind Teil dieser Phase. Der Vorteil: Je besser vorbereitet eine Klinik ist, desto koordinierter und schneller kann sie im Ernstfall handeln.

Kommt es zum Angriff, tritt ein Incident Response Team in Aktion – idealerweise extern, um handlungsfähig zu bleiben und die interne IT nicht zu überlasten. In der akuten Phase gilt es, Ruhe zu bewahren, strukturierte Entscheidungen zu treffen und – ganz entscheidend – Kommunikation und Zahlungsfähigkeit sicherzustellen. Denn selbst wenn die IT ausfällt, müssen Abläufe koordiniert und Gehälter bezahlt werden können.

Im Anschluss an den Vorfall beginnt der kontrollierte Wiederaufbau. Dabei werden Systeme neu aufgesetzt, Sicherheitsmaßnahmen überprüft und Erkenntnisse dokumentiert. Kliniken, die diese Prozesse gemeinsam mit einem erfahrenen Partner durchlaufen, berichten oft von einem regelrechten Kulturwandel im Umgang mit IT-Sicherheit.
 

Von der Prävention zum Kulturwandel

Der Einsatz von Rapid Response fördert nicht nur technische Sicherheit, sondern stärkt auch die gesamte Organisation – von der Kommunikation über die Pflege bis zur Verwaltung. Kliniken, die diesen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, berichten von einem spürbaren Kulturwandel: Cybersecurity wird als gemeinschaftliche Verantwortung verstanden, und alle Mitarbeitenden sind besser vorbereitet und sensibilisiert.

Die Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern hilft dabei, diese Veränderung nachhaltig zu gestalten. Externe Spezialisten kennen Best Practices und können als neutrale Vermittler zwischen den unterschiedlichen Fachbereichen und der Geschäftsführung fungieren. Dieser Perspektivwechsel stärkt nicht nur die Resilienz – er schafft auch Vertrauen und Klarheit in Krisensituationen.

Gelassenheit als Ergebnis guter Vorbereitung

Die Frage ist heute nicht mehr, ob Cyberangriffe stattfinden, sondern wann. Kliniken, die frühzeitig in Cyber-Resilienz investieren und auf Rapid Response setzen, sind jedoch deutlich besser aufgestellt. Sie können potenzielle Risiken rechtzeitig erkennen, den Ernstfall proaktiv managen und dadurch Ausfallzeiten minimieren.

So gelingt es, den Krankenhausbetrieb auch in Krisenzeiten stabil zu halten und die Patientensicherheit zu gewährleisten – ohne Panik, sondern mit klaren, gut trainierten Abläufen. Das ist ein entscheidender Vorteil in einer Zeit, in der digitale Sicherheit immer mehr zur Kernaufgabe der Gesundheitsversorgung wird.


Autoren: Walter Wirl, Senior Business Consultant und Gerhard Hacker, Senior Manager Healthcare bei CANCOM
Foto: Adobe Stock / Thananatt

 


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