Eine klinische Studie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat Design-Methoden zur Neugestaltung von klinischen Arbeitsabläufen eingesetzt. Das vom Berlin Institute of Health (BIH) geförderte Forschungsprojekt untersuchte, ob und wie Telemedizin die gesundheitliche Betreuung von Kindern mit Typ-1-Diabetes verbessern kann. Kooperationspartner und Co-Autor war die strategische Designfirma Designit Germany. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Journal of Medical Internet Research“ (JMIR) veröffentlicht, dem weltweit führenden Journal für Digital Health und medizinische Informatik. Sie belegen den Mehrwert von Design zum Studienerfolg und von digitalen Tools zur Behandlung von Kindern mit Diabetes.
Sechs Monate lang untersuchte das Forschungsteam um Dr. Katarina Braune, welche technischen und organisatorischen Änderungen der Versorgung von Kindern mit Diabetes nützlich sein können. Diese Studie ist die erste, die über Fernbetreuung und den Behandlungserfolg während der COVID-19-Pandemie bei Kindern mit Typ-1-Diabetes berichtet und beschreibt, wie Methoden des Service-Designs für die Einbindung von Interessengruppen und zur Verbesserung der Arbeitsabläufe in der klinischen Versorgung eingesetzt wurden. Darüber hinaus wurde die Machbarkeit der Implementation einer interoperablen Open-Source-Plattform in einem Universitätsklinikum bewertet und die Erfolgsfaktoren und Hindernisse beim Übergang von der konventionellen zur digitalen Versorgung analysiert.
Dr. med. Katarina Braune, Ärztin in Weiterbildung, BIH Digital Clinician Scientist
Foto: Charité – Universitätsmedizin Berlin
„Wir sind sehr stolz, Teil dieses zukunftsweisenden Forschungsprojekts gewesen zu sein“, sagt Lilian Schulze, Research & Service Designer von Designit „Die positiven Effekte unseres nutzerzentrierten Ansatzes auf PatientInnen und medizinisches Personal belegen den Wert von Design im klinischen Umfeld. Auch hier hat sich bestätigt, wie wichtig es ist, weitere organisatorische Partner wie IT, Datenschutz, Ethikkommission und Kommunikation einzubinden”. Designit hatte das Forschungsteam bei der Planung, Gestaltung und Kommunikation der klinischen Studie unterstützt. Der Mehrwert durch Design entstand insbesondere durch aktives Zuhören und Managen der vielfältigen Interessengruppen: Mittels partizipativen Workshops und weiteren Formaten haben die DesignerInnen sowohl die Perspektive der PatientInnen und ihrer Familien als auch die Perspektive aller involvierten Berufsgruppen untersucht und ihre jeweiligen Bedürfnisse in die neuen Abläufe einfließen lassen. So hat die Designfirma maßgeblich dazu beigetragen, die Studie für alle Beteiligten angenehmer, inklusiver und transparenter zu gestalten.
Lilian Schulze, Research & Service Designer von Designit
Design durchdringt Komplexität und erweitert den Horizont
Die Studie „Digital Diabetes Clinic“ startete vor der COVID-19 Pandemie und wurde während des Lockdowns weitergeführt. In dieser Zeit zeigte sich die Stärke von Telemedizin, deren komplexe Prozesse mithilfe von Design-Methoden deutlich vereinfacht werden konnten. Auch die Einführung neuer digitaler Tools sorgte für einen guten Austausch zwischen PatientInnen und Klinik. „Trotz hochentwickelter Diabetes-Technologie ist das kontinuierliche Selbstmanagement des Diabetes für unsere kleinen PatientInnen und ihre Familien eine echte Herausforderung, die durch die Pandemie weiter verschärft wird“, erklärt Dr. Katarina Braune, die als BIH Junior Clinician Scientist das Projekt leitete. „Designit hat uns von Anfang bis Ende des Projektes unterstützt und gezeigt, wie Methoden des Designs uns dabei helfen können, die Komplexität des Gesundheitswesens zu durchdringen und die Abläufe zu optimieren. Unter Berücksichtigung der sozialen Dimension, beispielsweise Kommunikation und Kooperation, wurden neue Prozesse und Schnittstellen erstellt, die ein positives Erleben für alle Beteiligten bieten – das wichtigste Kriterium für die Akzeptanz neuer klinischer Abläufe.“ Alle 28 Teilnehmenden haben die Studie erfolgreich abgeschlossen. Sie berichten über eine verbesserte psychosoziale Gesundheit und möchten auch in Zukunft telemedizinische Versorgung in Anspruch nehmen.
Barbara Posern, Strategic Design Lead, Designit
Fazit
Die Studie schlussfolgert, dass Fernkonsultationen und transparenter Datenzugriff sowohl für TherapeutInnen als auch PatientInnen die klinischen Ergebnisse und die Lebensqualität von Kindern mit Typ-1-Diabetes selbst unter schwierigen Bedingungen verbessern können. „Damit Digitales aber wirklich sinnstiftend ist, muss der Kontext mitgedacht werden“ ergänzt Barbara Posern, Strategic Design Lead. „Hier kann Design als Methode und Prozess helfen, Innovation zu entwickeln und so zu gestalten, dass sie relevant für Nutzer, differenzierend im Markt und passend zu Philosophie und Kompetenzen einer Organisation ist. Und vor allem kann Design helfen, einen essentiellen Mehrwert für den Menschen zu schaffen – in der Medizin das Allerwichtigste.“
Design in Healthcare
Über Designit
Die strategische Innovationsberatung und Designagentur steht für skandinavische Designkultur, die den Menschen ins Zentrum ihrer Gestaltung stellt. Sie entwickelte das vernetzte Wertemodell “Value Experience” und begleitet Unternehmen von der strategischen Beratung bis hin zur Implementierung der erlebbaren Produkte und Services. In weltweit 18 Büros entwerfen internationale Teams Produkte und Dienstleistungen für die Zukunft. In Deutschland arbeitet Designit aus München und Berlin für Kunden wie BMW, Roche, Novartis, die Charité, Raiffeisenbank International, Lufthansa oder Bosch. Das Unternehmen setzt seine Expertise als Schlüssel für gesellschaftliche Veränderung ein und treibt zukunftsrelevante Themen an. Designit wurde 1991 in Aarhus, Dänemark, gegründet und ist seit 2015 eine eigenständige Marke von Wipro Limited.
Quelle Text: Designit Germany GmbH
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