Gesundheits-Versorgung: Modell für den ländlichen Raum

Versorgung

Veröffentlicht 19.03.2021 10:20, Dagmar Finlayson

Viele Krankenhäuser im ländlichen Raum stehen – auch vor dem Hintergrund eines dauerhaften wirtschaftlichen Defizits –  vor der Schließung. Ein Konzept des Instituts für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften (IMG) der Universität Bayreuth, das unter Federführung von Prof. Dr. mult. Nagel entwickelt worden ist, zeigt eine Alternative auf.

Die Grundidee besteht in einer intensiven Vernetzung verschiedener Versorgungsstufen. Vor Ort verbleibt eine relativ kleine stationäre Einheit, die durch ambulante Strukturen unterstützt wird. Des Weiteren erfolgt eine digitale Anbindung eines breit aufgestellten Kooperations-Krankenhauses oder mehrerer Fachkliniken. So spielt die Digitalisierung bei der Vernetzung der Leistungserbringer, aber auch bei der Einbeziehung der Patientinnen und Patienten eine herausragende Rolle.

Damit soll eine Struktur entstehen, die die Grundversorgung sicherstellt bzw. gegenüber dem Status Quo verbessert und bei geplanten Krankenhausaufnahmen einen höheren Komfort für die Patientinnen und Patienten bietet. Darüber hinaus soll Mein GesundheitsCampus auch die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Gesundheitsversorgung sichern.

Professionelle Vernetzung mit den stationären Strukturen

Zentrale Instanz der stationären Einheit ist die Notfallambulanz. Diese bleibt wichtige Anlaufstelle für die Bevölkerung vor Ort und kann – je nach Ausstattung von Mein GesundheitsCampus – auch zeitkritische Notfälle kompetent versorgen. Um den Weg der Hilfesuchenden möglichst gut zu bahnen, ist an die Notfallambulanz optional auch eine KV-Notdienstpraxis angegliedert. Damit können sowohl stationäre als auch ambulante Fälle adäquat versorgt werden. Patientinnen und Patienten, die stationär weiterbehandelt, aber nicht operiert werden müssen, können in vielen Fällen im Mein GesundheitsCampus versorgt oder problemlos in vernetzte Strukturen verlegt werden.

Der ambulante Teil von Mein GesundheitsCampus kann über ein Medizinisches Versorgungszentrum oder ein Ärztehaus organisiert sein. Ziel ist es, hier Niedergelassene anzusiedeln, die stationäre Strukturen teilweise ersetzen können. So ist beispielsweise denkbar, dass Mein GesundheitsCampus Niedergelassenen ein Herzkatheterlabor zur ambulanten Erstversorgung kardiologischer Fälle bereitstellt. Über eine Teilanstellung im Krankenhaus könnten diese auch stationäre Patienten mitbehandeln. Die Einbindung der Niedergelassenen und deren professionelle Vernetzung mit den stationären Strukturen ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Konzept.

Je nach Standort können weitere Strukturen vorgehalten werden, von denen Mein GesundheitsCampus zusätzlich profitiert. Dazu zählen ein Geburtshaus, eine Apotheke, eine Pflegeeinrichtung oder eine Physiotherapiepraxis.

Ziel ist die patientenzentrierte Versorgung

Entscheidender Faktor für eine Qualitätssteigerung ist die digitale Anbindung an ein größeres Krankenhaus mit einem breiten Spektrum an Fachabteilungen. Durch digitale Visiten, Sprechstunden und Fallkonferenzen lassen sich hier wesentliche Nachteile von kleineren ländlichen Strukturen kompensieren. Über die Etablierung eines digitalen Sprechstundenzentrums können für die Bevölkerung sogar Komfortvorteile gegenüber den bisherigen Strukturen entstehen.

Grundsätzlich wird sich der Erfolg einer Umwandlung der bestehenden Struktur in Mein GesundheitsCampus daran messen lassen, ob in der Region eine bessere, patientenzentrierte Versorgung entsteht. Um dies sicherzustellen, begleitet die Universität Bayreuth jedes Projekt, in dem Mein GesundheitsCampus umgesetzt wird und evaluiert den Outcome.

www.img.uni-bayreuth.de
Foto: Adobe Stock / WrightStudio


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