Digitalisierung und Disruption als Nagelprobe für das IT-Management

IT-Management

Veröffentlicht 08.10.2021 11:40, Kim Wehrs

Geeignete organisatorische und kommunikative Strukturen sowie die persönliche Kompetenz des IT-Managements sind entscheidend

Dringender Handlungsbedarf im IT-Management aufgrund der Digitalisierung

Die digitale Transformation des Gesundheitswesens, speziell in den Krankenhäusern, nimmt schon seit geraumer Zeit eine vorherrschende Stellung ein. Nicht zuletzt durch das Inkrafttreten des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) ist diese Entwicklung noch weiter forciert worden. Weitere diesbezügliche Gesetzgebungen stehen mit dem Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG) bereits unmittelbar vor der Tür.

Allerdings nicht nur die neuen gesetzlichen Regelungen, sondern vor allem auch die rasant steigenden Anforderungen seitens der Anwender und nicht zuletzt seitens der Geschäftsführungen in den Krankenhäusern erhöhen den Druck auf die IT und vor allem auf das IT-Management, die Digitalisierung zeitnah und schnell umzusetzen.

Dementsprechend verschiebt sich für die Informationstechnologie in der Gesundheitswirtschaft zunehmend der Fokus. Haben sich IT-Abteilungen bisher darauf konzentriert, als verlässlicher „IT-Lieferant“ für Ihre Fachbereiche und Anwender aufzutreten, müssen sich diese nun zunehmend als „Prozesslieferant“ verstehen. Eine prozessorientierte und kundenzentrierte IT-Ausrichtung zum besseren Verständnis der Anwender, zum Knüpfen einer engeren Bande mit ihnen und zur größeren Zufriedenheit derer ist essentiell.

Jedoch fehlt es in der Regel genau an diesem Geschäfts- und Prozesswissen. Insbesondere aufgrund der primär technologischen Ausrichtung sind viele IT-Organisationen im Hinblick auf vor allem klinische Prozesse nicht optimal aufgestellt.

 

Bimodale IT als ideale Organisationsform für die digitalisierte Gesundheitsmarkt-IT

Als mögliche Maßnahme zur Begegnung der Herausforderungen der Weiterentwicklung der IT werden agile Organisationsformen derzeit intensiv diskutiert. Gleichzeitig sind die Anforderungen an einen sicheren und stabilen Betrieb von traditionellen IT-Lösungen unverändert. Demzufolge bedarf es einer innovativen Organisationsform für die IT, die traditionelle und agile Ansätze gleichermaßen vereint.

Eine solche Organisationsform ist die bimodale IT. Die grundlegende Idee dieses organisatorischen Ansatzes ist, neben der traditionellen IT-Entwicklungs- und -Betriebsorganisation als großer Tanker (Modus 1) eine Art Schnellboot für digitale Transformationsprojekte mit hoher Priorität und hohem Geschwindigkeitsanspruch zu schaffen (Modus 2). Für den Tanker geht es dann vor allem darum, die Kernsysteme (z. B. das Krankenhausinformationssystem) anhand klar definierter Anforderungen und dem Paradigma „Stabilität und Zuverlässigkeit“ folgend weiterzuentwickeln. Das Schnellboot fokussiert sich hingegen auf “disruptive” IT-Lösungen (z. B. Apps, Portallösungen, Künstliche Intelligenz) und ist entsprechend durch anwender- beziehungsweise geschäftsgetriebene digitale Transformationsprojekte geprägt.

 

„Integrative“ IT-Steuerung zur Einbeziehung der Geschäftsführung und der Anwender in den IT-Prozess

Die optimale Einbindung der IT in das Krankenhaus ist heute unternehmenskritischer denn je. Dies erfolgt über einen integrativen IT-Managementansatz, bei dem die Kunden der IT, also Geschäftsführung, die Fachabteilungen und die Endanwender, mit in den IT-Prozess einbezogen werden.

Das IT-Management – aber auch die Geschäftsleitung und die Fachabteilungen – müssen sich innovativen und strategisch weiterreichenden Kommunikationsmethoden stellen, um die qualitative und wirtschaftliche Leistungserbringung sowie die prioritätenorientierte Steuerung einer modernen Krankenhaus-IT zu gewährleisten. Aus einem Nebeneinander von IT-Bereich und Kunden muss ein partnerschaftliches Miteinander werden, welches die möglichst effektive Allokation der IT-Ressourcen gewährleistet. Nur so kann die IT den neuen Herausforderungen gerecht werden und dadurch ein bedarfsgerechtes und modernes Informationsmanagement gewährleisten, welches nachweislich zur Erreichung der strategischen Unternehmensziele im Krankenhaus beiträgt.

 

Erweiterte Kompetenz des IT-Managements zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit

Weg vom EDV-Leiter, hin zum IT-Manager und strategischen Partner. Das ist die Maxime für die IT-Verantwortlichen, um die Zukunftsfähigkeit der Organisation und auch der eigenen Position zu sichern. Man muss den Anforderungen eines Chief Innovation Officers und des Chief Digital Officers gerecht werden, um nicht eines Tages in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.

Das bedeutet für das IT-Management, Fähigkeiten in «Digital Leadership» auszubilden. Man muss bereit sein, sich etwas von der Technik zu lösen und sich mehr auf die Geschäftsprozesse zu konzentrieren. Neben technischem Grundverständnis müssen Digital Leader auch über soziale Intelligenz, Kreativität und Innovationskraft sowie Problemlösungskompetenzen verfügen. Nicht nur die praktische Umsetzung der Technologien, sondern auch die Adressierung der mit der digitalen Transformation verbundenen geschäftlichen, organisatorischen, kulturellen und personellen Anforderungen ist hier entscheidend.

Das Ziel der Digital Leadership ist es, in einem sich immer schneller verändernden Marktumfeld mit ungewissen Rahmenbedingungen das eigene Krankenhaus flexibler, schneller und auch innovativer zu machen. Die Digitalisierungslösungen sollen helfen, neue Geschäftsabläufe und -modelle zu schaffen und die damit verbundenen Mehrwerte zu eröffnen.

 

Fazit und Ausblick

Die IT-Verantwortlichen sind gefordert, sich den Herausforderungen der Digitalisierung zu stellen und dahingehend die IT anforderungs- und zukunftsgerecht aufzustellen. Nur dadurch kann das IT-Management perspektivisch die eigene Position sichern.

 

www.curacon.de
www.sanovis.com

Dr. Uwe Günther, Partner Curacon GmbH Wirtschaftsprüfgesellschaft sowie Geschäftsführer Sanovis GmbH

 


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