Open Source: Innovation für Alle?

Source

Veröffentlicht 10.11.2023 08:00, Kim Wehrs

Open-Source bietet eine vielversprechende Perspektive für Innovationen. Das Software-Entwicklungsmodell ermöglicht es dabei, von einer gemeinschaftlichen Entwicklung zu profitieren. Es bietet kostengünstige Lösungen und Transparenz, was die Innovation fördert. Dennoch gibt es Barrieren, wie den Zugang zu technischem Wissen und Ressourcen, die die breite Akzeptanz behindern können.  So wirf der jüngst verabschiedete EU AI Act Fragen auf. 

Open Source Software (OSS) ist zu einem essenziellen Bestandteil der modernen Wirtschaft geworden. Schätzungen gehen davon aus, dass je nach Branche bis zu 90 Prozent der modernen Unternehmenssoftware auf Open Source beruht. Dieser starke Einfluss ist nicht nur im öffentlichen, sondern auch im privaten Sektor und sowohl bei technischen Unternehmen als auch im nicht technischen Bereich gleichermaßen verbreitet.

Der Open Source-Ansatz hat beispiellos dazu beigetragen, dass neue Standards schnell und effizient geschaffen und an die Bedürfnisse der Nutzenden angepasst werden. Open Source Communities dokumentieren in ihren Foren Entwicklungsschritte, Herausforderungen und Lösungen in einem neuen Maßstab – allein im Open Source GitHub von Microsoft sind über 4 Mio. Organisationen in mehr als 200 Millionen Projekten (Repositories) aktiv. Auch das Internet selbst basiert zu großen Teilen auf quelloffener Infrastruktur. Zudem laufen die meisten Cloud Server mit freier und quelloffener Software wie Linux, Apache, Docker, Kubernetes et al. Auch beim Top-Thema Künstliche Intelligenz (KI) setzen sich quelloffene Methoden, Komponenten und Frameworks wie TensorFlow, PyTorch oder Keras durch.
 

EU AI Act und Konfrontation mit Open-Source

Der EU AI Act hat das Potenzial, die Open-Source-Bewegung zu beeinflussen. Die vorgeschlagenen Regulierungen könnten den freien Austausch von AI-Technologien einschränken, wenn sie nicht sorgfältig gestaltet sind. Dies könnte die Innovationsmöglichkeiten in der EU und weltweit behindern. Der EU AI Act, der die Entwicklung und den Einsatz von KI in der EU reguliert, steht in Konfrontation mit Open-Source. Einige der Vorschriften des AI Act, wie die Verpflichtung zur Dokumentation und Erklärung von KI-Systemen, sind für Open-Source-Entwickler schwer umzusetzen. Dies könnte dazu führen, dass Open-Source-KI-Entwicklung in der EU behindert wird.
 

Own Your Data  - Kontrolle über Daten

Unternehmen, die Open-Source-Groupware nutzen, können die Kontrolle über ihre Daten zurückgewinnen. Durch den Einsatz von Softwarelösungen, bei denen die Daten lokal gespeichert und verarbeitet werden, können sie digitale Souveränität erlangen und die Kontrolle über ihre Daten behalten.

In einer Cloud-zentrierten Welt ist die Neudefinition der Datenkontrolle von entscheidender Bedeutung. Die Idee von "Own Your Data" bedeutet, dass Individuen und Unternehmen die Hoheit über ihre Daten behalten und entscheiden, wie sie verwendet werden.

Digitale Souveränität bedeutet, dass Unternehmen und Organisationen die Kontrolle über ihre Daten haben. Dies ist im Sinne von "Own your data" möglich, indem Unternehmen Open-Source-Groupware-Lösungen verwenden. Open-Source-Software ist frei zugänglich und kann von jedem beliebigen Unternehmen oder Organisation verwendet werden. Dadurch haben Unternehmen die volle Kontrolle über ihre Daten und können diese nicht von einem externen Anbieter verwaltet werden.

 „Own Your Data“ ermöglicht die Auswertung deiner Daten mit Hilfe von Algorithmen aus einem offen Marktplatz. Damit ein solcher Algorithmus bei der Verarbeitung der Daten weder unerlaubt auf Daten zugreift noch unzulässig diese Daten weitergibt, existiert eine speziell abgeschirmte Umgebung (“Sandbox”).

Open-Source-Groupware-Lösungen bieten Unternehmen eine Reihe von Vorteilen im Vergleich zu proprietären Lösungen. Dazu gehören:

  • ·Kosten: Open-Source-Software ist in der Regel kostenlos oder kostengünstiger als proprietäre Software.
  • ·Flexibilität: Open-Source-Software ist anpassbarer als proprietäre Software.
  • ·Sicherheit: Open-Source-Software wird von einer großen Community von Entwicklern überwacht, was sie sicherer macht als proprietäre Software.

Unternehmen, die sich für digitale Souveränität im Sinne von "Own your data" einsetzen möchten, sollten Open-Source-Groupware-Lösungen in Betracht ziehen.
 

Balance zwischen Innovation und wirtschaftlicher Autonomie 

Die Balance zwischen Innovation und wirtschaftlicher Autonomie ist eine Herausforderung. Es erfordert eine sorgfältige Abwägung von Regulierung und Freiheit, um die Innovation zu fördern und gleichzeitig die wirtschaftliche Kontrolle zu gewährleisten.

Die offene, gemeinschaftliche Entwicklung und Nutzung von Software sind gekennzeichnet durch eine hohe Effizienz und aktive Teilnahme und Teilhabe unterschiedlicher Gruppen und Unternehmen. Es entstehen gemeinsame Standards, Tools und Services, die auch eine erfolgreiche kommerzielle Nutzung in den Unternehmen ermöglichen. Dies gilt insbesondere für so genannte »Emerging Technologies« im Kontext der vierten Industriellen Revolution. Ob beim Internet der Dinge (Internet of Things, kurz: IoT), beim Maschinellen Lernen oder bei immersiven Technologien wie Virtual Reality – immer wieder ist quelloffene Hard- und Software Grundlage und Treiber des Wandels.

Open Source besitzt als quelloffene Methoden, Komponenten und Frameworks das Potenzial zur Innovation für alle, aber es sind sorgfältige Überlegungen und Maßnahmen erforderlich, um die Freiheit und Kontrolle in einer digitalisierten Welt zu gewährleisten.
 

Quellen:

https://ec.europa.eu/digital-single-ma ... al-intelligence-act 

https://opensource.com/resources/what-open-source 

https://en.wikipedia.org/wiki/Digital_sovereignty 

GitHub: Supporting Open Source and Open Science in the EU AI Act (GitHub Blog)

        

Autor: Wolf-Dietrich Lorenz                  Bild: Pixabay


Lesen Sie mehr zum Thema "IT-Management"

Netzwerk-Automation hilft dem Gesundheitssystem auf die Beine
IT-Management
Automatisierte Campus-Netzwerke sparen Kosten

Lesen Sie hier die neuesten Beiträge

Neue Ethikkommission für KI & Co an der TUM
Künstliche Intelligenz
Ethik
Diese Webseite verwendet Cookies.   Mehr Info.      oder