Interview mit Dr. Frank Unglauben, Dedalus

Alles aus einem Guss

Veröffentlicht 01.02.2024 17:00, Kim Wehrs

Patientenportal und Entlassmanagement aus einer Hand: Patient XCare Suite und Care-Bridge gewährleisten einen nahtlosen Informationsfluss von der Patientenanmeldung bis zur Nachversorgung.

Was charakterisiert grundsätzlich Ihre Softwarelösung für Patientenportale? Gibt es besondere Schwerpunkte oder auch Alleinstellungsmerkmale bei den Produkten?

Dedalus HealthCare hat schon länger Erfahrung in der Umsetzung und Verwendung von Patienten- und Zuweiserportalen. ORBIS.web für die Zuweisereinbindung sowie die Engage Suite als Patientenportal waren schon vor dem KHZG Produkte, die sich im Einsatz bei unseren Kunden befinden. Mit der Patient XCare Suite konsolidieren wir alle Produkte in diesem Umfeld, setzen die KHZG-Kriterien um und bieten eine workfloworientierte tiefe Integration in ORBIS an. Die Philosophie ist, dass die Mitarbeiter in ihrer gewohnten Umgebung bleibe und aus dem KIS heraus alle relevanten Workflows bedienen und alle Daten aus dem Portal einsehen bzw. direkt strukturiert weiterverwenden können. Für die Patienten und Zuweiser bietet die Patient XCare Suite eine intuitive Oberfläche im Webbrowser und als native App mit allen Zugängen zu den Aufnahme- und Behandlungsprozessen.

Für das Entlass- und Überleitungsmanagement ist auch die Care-Bridge voll in ORBIS integriert. Die enge Verzahnung mit der Sozialdienstdokumentation und den anderen Workflowmodulen ermöglicht eine direkte Verwendung aller Daten, seien es Stammdaten, Diagnosen, pflegerelevante Informationen oder Behandlungsergebnisse. Mit diesen Daten können in der Care-Bridge zielorientierte Versorgungsanfragen gestellt werden, die mit den Profilen der Leistungserbringe abgeglichen werden, so dass die externen Versorger nur auf sie passende Anfragen erhalten.

Die Strategie der Krankenhäuser wird - auch wenn das KHZG grundsätzliche Vorgaben macht - individuell an den jeweiligen Zielen ausgerichtet sein müssen. Wie lässt sich das mit Ihrer Lösung umsetzen?

Die KHZG-Kriterien passen selbstverständlich nicht auf jedes Krankenhaus und sind in ihrer Formulierung ohnehin recht vage gehalten. Für Dedalus zählen die Workflows der Klinik und das gilt gleichermaßen für die Aufnahme-, die Behandlungs- und die Entlassprozesse. Die direkte Verzahnung der Patient XCare Suite und Care-Bridge mit dem KIS erlaubt es den Krankenhäusern, die Einbindung der externen Beteiligten schnell und effizient umzusetzen. Natürlich bringt der Fördertatbestand 2 einige Herausforderungen im Sinne der externen Kommunikation mit sich, aber wenn alles ineinandergreift und die Mitarbeiter in übersichtlichen KIS-Arbeitslisten die eingegangenen Daten bearbeiten können, dann gibt das viel Sicherheit und lässt die Vorteile der Portalanbindung sofort erkennen.

Das Ziel soll ja nicht die aufgezwungene Umsetzung des KHZGs sein, sondern die Verbesserung der Workflows und des Services für die Patienten und Zuweiser. Am Ende stehen die höhere Behandlungsqualität und bessere Auswertbarkeit der Daten.

Patientenportale beziehen zum ersten Mal aktiv Bürgerinnen und Bürger in die Digitale Transformation des Krankenhauses ein. Welche besonderen Herausforderungen entstehen dadurch in der Etablierung der Patientenportale aus Ihrer Perspektive?

ede Kommunikation von und nach außen ist einem Risiko bezüglich der Datensicherheit verbunden. Mit der modernen Architektur basierend auf Kubernetes Containern und unserer Stärke, zertifizierte IT-Services anzubieten helfen, wir unseren Kunden den Vorgaben konforme Services anzubieten. Die direkte digitale Einbeziehung der Patientinnen und Patienten in Abläufe von der Aufnahme über die Behandlung bis zur Entlassung und Überleitung schafft eine Transparenz, denen Krankenhäuser mit akkuraten Prozessen begegnen müssen. Kliniken benötigen strukturierte und einheitliche Vorgehensweisen, um von dieser digitalen Anbindung profitieren zu können. Das Potential zur Verbesserung des Patientenservices aber auch der gut dokumentierten und qualitätsgesicherten Behandlung ist riesig. Die KHZG-Kriterien können da nur der Anfang sein, um eine aktive Beteiligung der Patienten auch nach der Entlassung voranzutreiben. Unsere Kunden werden zunächst mit den KHZG-Projekten ausgelastet sein, aber danach ist noch viel Potenzial vorhanden die Vernetzung voranzutreiben. Ohne Zweifel fehlen dazu aber auch noch weitere Vorgaben seitens z.B. der gematik. Einheitliche Patientenidentifizierung ist nur ein Thema, das einer effizienten Vernetzung seit Jahren fehlt.

Patientenportale werden heute meist für die Institution "Krankenhaus" oder "Krankenhaus-Verbund" gedacht. Wie geht es dann weiter? Was ist Ihre Vision für die Patientenportale nach 2024+x?

Wie bereits ausgeführt, können die KHZGKriterien nur der Anfang sein. Weitere Funktionalitäten zum Beispiel für die weitere Betreuung des Patienten auch nach dem Aufenthalt oder die vollständig automatisierte Aufnahme sind Workflows, die wir bereits erarbeiten. Für die externen Leistungserbringer aber auch die Patienten, wäre es von Vorteil, wenn die Portale einen einheitlichen Zugang ermöglichen
würden.


In den Kliniken herrscht teilweise die Sorge, nach der KHZG-Förderung auf den Folgekosten der Lösung "sitzen zu bleiben". Wo sehen Sie eine "Digitalisierungsdividende" aus der Investitionsförderung, die Patientenportale womöglich zu dauerhaften Service-, Qualitäts- und Effizienzboostern macht?

Patientenportale können dazu beitragen, dass Kliniken mehr Patienten gewinnen und effizienter behandeln können. Sicherlich verschieben sich einige Aufgaben anstatt, dass unmittelbar mit Personaleinsparungen zu rechnen ist. Die Aufnahme über Checkin-Terminals kann aber gerade bei der gleichzeitigen Zentralisierung der Aufnahme zu deutlichen Einsparungen führen und den Personalaufwand in diesem Bereich reduzieren.


■ Verbesserte Services sorgen für mehr Patientenzufriedenheit
■ Bessere Abläufe, zunächst Verschiebung der Aufgaben – nicht zwingend Personaleinsparung
■ Effizientere Kommunikation mit Patienten, klare Aufgaben etc.
■ Checkin-Terminals können die Effizienz der Aufnahme steigern
■ Es fehlen noch Maßnahmen seitens gematik und GKV/PKV für eindeutige PID
■ Einfachere Dokumentation, direkt digital
■ Anhalten der Patienten und Zuweiser zu digitaler Kommunikation
■ Datenerhebung und Datenverwendung
■ Zielgerichtete Versorgungsanfragen – effizientes Entlassmanagement
■ Automatisch dokumentierte Übergangspflege



Quelle: Digitalspecial Patientenportale 2024


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