Interview mit Prof Dr. Alexander Alscher, samedi

Das KHZG ist erst der Anfang: Patientenportale als Schlüssel zur erfolgreichen Digitalisierung

Veröffentlicht 01.02.2024 08:00, Kim Wehrs

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen nimmt Fahrt auf – Patientenportale spielen dabei eine Schlüsselrolle. samedi healthspace zeigt, wie die Softwarelösung Krankenhäusern dabei hilft, komplexe Prozesse zu automatisieren und die digitale Transformation im Gesundheitswesen erfolgreich zu meistern.

Was charakterisiert grundsätzlich Ihre Softwarelösung für Patientenportale? Gibt es besondere Schwerpunkte oder auch Alleinstellungsmerkmale bei den Produkten?

Dr. Pascal Guderian: samedi healthspace ist das ganzheitliche Patientenportal für die Automatisierung komplexer Prozesse im Krankenhaus. Dabei legen wir ebenso großen Wert auf den Schutz sensibler Gesundheitsdaten (DSGVO-konform, patentierte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und ISO-zertifiziert) wie auf Interoperabilität, um das Patientenportal bestmöglich in die Prozesse und Infrastruktur der Krankenhäuser einzubetten. Als E-Health Ökosystem charakterisiert samedi healthspace insbesondere die Vernetzung mit neuen und bestehenden Partnerlösungen sowie die Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle – im Sinne einer besseren Patientenversorgung.

Wir verstehen die komplexen technologischen Anforderungen und Prozesse innerhalb der Versorgungslandschaft und begleiten Krankenhäuser als zuverlässiger Partner in der digitalen Transformation. Das zeigt sich u.a. auch in unseren Lösungen mit 99,99 % Server-Verfügbarkeit und der Integration jahrelang bewährter Kernfunktionalitäten, die von mehr als 10.000 Gesundheitseinrichtungen in der DACH-Region bereits genutzt werden. Im Rahmen unseres SaaS-Modells stehen wir Krankenhäusern auch nach der Implementierung kontinuierlich zur Seite und entlasten so die klinikeigene IT-Abteilung.

Die Strategie der Krankenhäuser wird – auch wenn das KHZG grundsätzliche Vorgaben macht – individuell an den jeweiligen Zielen ausgerichtet sein müssen. Wie lässt sich das mit Ihrer Lösung umsetzen?

Dr. Pascal Guderian: Seit unserer Gründung im Jahr 2008 definieren wir uns ganz klar als Sparringspartner für Gesundheitseinrichtungen und ermöglichen ihnen dadurch die Digitalisierung individueller Prozesse mithilfe maßgeschneiderter E-Health Lösungen und etablierter Best Practices. Dabei fokussieren wir uns besonders auf die Prozesse unserer Kunden anstelle der Integration einzelner Funktionen. Genau dieses Engagement setzen wir nun mit unserem Patientenportal samedi healthspace fort. Wir erarbeiten gemeinsam mit den Krankenhäusern Wege und Lösungen zur individuellen Zielerreichung basierend auf eben dieser Prozessexpertise. samedi healthspace ist dabei nicht nur Technologieanbieter, sondern unterstützt die Krankenhäuser vor allem im Projektmanagement und der Verbindung von Organisation und Technologie für reibungslose und effiziente Abläufe. Wir verstehen unsere Rolle als Partner, der gleichermaßen das interne Projektteam , die IT, das medizinische Personal sowie die Geschäftsführung maßgeblich in Prozess- und Technologiefragen unterstützt.

Patientenportale beziehen zum ersten Mal aktiv Bürgerinnen und Bürger in die Digitale Transformation des Krankenhauses ein. Welche besonderen Herausforderungen entstehen dadurch in der Etablierung der Patientenportale aus Ihrer Perspektive?

Dr. Pascal Guderian: Krankenhäuser werden nun quasi selbst zu Software-Anbietern für ihre Patienten. Das geht mit neuen Herausforderungen sowohl für die Krankenhäuser als auch für uns als Anbieter einher. Wir müssen uns dieser neuen Rolle der Krankenhäuser bewusst sein, um das Patientenportal sinnhaft und werthaltig für die Patienten und die Mitarbeitenden im Prozess aufzusetzen. Doch damit ist es nicht getan: Für eine nachhaltige Nutzung und Akzeptanz müssen Bedürfnisse und Feedbacks der Patienten stetig ermittelt und berücksichtigt werden. Transparente Kommunikation und Change Management-Maßnahmen sind wichtige Erfolgsfaktoren für selbst im Rollout als auch in der kontinuierlichen Optimierung. Schließlich ermöglicht das Patientenportal als Prozess- und Kommunikationsschnittstelle ganz neue Patientenprozesse, die es bislang gar nicht gab und die erst einmal etabliert werden wollen.

Patientenportale werden heute meist für die „Institution Krankenhaus" oder „Krankenhaus-Verbund" gedacht. Wie geht es dann weiter? Was ist Ihre Vision für die Patientenportale nach 2024?

Prof. Dr. Alexander Alscher: Um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im Gesundheitswesen zu meistern, brauchen wir Digital Patient Pathways, die als digitale Versorgungspfade ineffiziente und fragmentierte Prozesse in straffe, patientenzentrierte und kosteneffiziente Behandlungsabläufe verwandeln. In Finnland sind bereits mehr als 300 Pfade, gesteuert in einer zentralen Plattform, im Einsatz, wie ich 2023 im Rahmen einer Forschungsexkursion selbst erleben durfte. Besonders interessant: Das Helsinki University Hospital, das dieses Projekt ins Leben gerufen hat, dient als Vorlage für Das Digitale Krankenhaus der Krankenhausgesellschaft NRW in Deutschland. Auch hier sehen wir also die Tendenz, mehr und mehr Kontaktpunkte zwischen Krankenhäusern und Patienten zu digitalisieren. Das Ziel: Medizin besser zu organisieren, indem Patienten durch digitale Tools (bspw. Apps/DiGAs) im Diagnose- und Therapieprozess begleitet werden und der Wirkungsgrad technologischer Lösungen für eine bessere Versorgung erhöht wird.

Darüber hinaus werden wir die Integration ambulanter Strukturen in klinische Portale und eine Entwicklung hin zu versorgungsübergreifenden Plattformen erleben, wie sie bspw. aktuell im Projekt „Meine Klinik Bayern“ entstehen (zusammen mit Siemens Healthineers Bereitstellung einer zentralen Plattform für mehr als 100 bayerische Krankenhäuser). Das erfordert im Rahmen des Patientenportals eine besonders enge Verzahnung mit den bestehenden Systemen in den Krankenhäusern, um die Arbeitsschritte der Mitarbeitenden möglichst nahtlos digital abzubilden und zu unterstützen.


In den Kliniken herrscht teilweise die Sorge, nach der KHZG-Förderung auf den Folgekosten der Lösung „sitzen zu bleiben". Wo sehen Sie eine „Digitalisierungsdividende" aus der Investitionsförderung, die Patientenportale womöglich zu dauerhaften Service-, Qualitäts und Effizienzboostern macht?

Prof. Dr. Alexander Alscher: Patientenportale ersetzen aufwändige analoge Arbeitsabläufe durch digital unterstützte und (teil-) automatisierte Prozesse, wodurch Effizienz und Wirtschaftlichkeit im Krankenhaus gesteigert werden. Zudem bildet das Portal die Grundlage zur Etablierung neuer Geschäftsmodelle, zum Beispiel im Rahmen der Videosprechstunde:

■ Lokale und überregionale Zweitmeinungssprechstunden
■ Prävention und Nachbetreuung in telemedizinischen Patientengesprächen
■ Ergänzende Behandlung per Videosprechstunde in der Notaufnahme oder als Zusatzangebot
■ Systematische Überwachung von Vitaldaten und Einleitung entsprechender Maßnahmen im Rahmen von Remote Patient Monitoring.


Das bedeutet gleichzeitig eine bessere Patientenversorgung und das ist auch unser Antrieb: Wir wollen Gesundheit besser organisieren, um sicherzustellen, dass medizinische Hilfe verfügbar ist, wann und wo immer sie gebraucht wird und ebenso die Versorgung sicherer und qualitativ besser zu gestalten. Je genauer Informationen bei der Aufnahme bspw. zu Vorerkrankungen und Medikamenten erhoben werden, desto schneller und spezieller kann auf den einzelnen Patienten eingegangen werden und auch die Fehleranfälligkeit wird verringert. Nachhaltig implementiert kann das Patientenportal Krankenhäuser den Sprung auf die nächste Stufe der klinischen digitalen Wertschöpfung ermöglichen.


Quelle: Digitalspecial Patientenportale 2024


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