Interview mit Volker Sobieroy, the i-engineers GmbH

Interoperable Portale gestalten medizinische Versorgung neu

Veröffentlicht 01.02.2024 07:30, Kim Wehrs

Das Patientenportal ist ein wichtiger Baustein in der zukünftigen Versorgung und Interaktion mit Patient:innen. Doch isoliert betrachtet adressiert es nur einen Teil der Herausforderungen entlang des Behandlungspfads. Es bedarf einer Lösung, die je nach Nutzergruppe und involvierten Personen spezifische Sichten und Funktionen zur Verfügung stellt. the i-engineers nennt dies eine integrierte Portalewelt von der Zuweisung bis zur Nachsorge. Volker Sobieroy, Geschäftsführer der the i-engineers GmbH, geht in seinem Interview auf die Bausteine und Vorteile der integrierten und interoperablen Portalewelt ein.

Was charakterisiert grundsätzlich Ihre Softwarelösung für Patientenportale? Gibt es besondere Schwerpunkte oder auch Alleinstellungsmerkmale bei den Produkten?

Unser Patientenportal basiert auf der health-engine®, einer Medizinischen Interoperabilitätsplattform (MIOP), mit der vollumfänglich sämtliche Informationen zu Patienten und Fällen abgelegt, konsolidiert und verfügbar gemacht werden können. Dabei unterstützen wir alle aktuell notwendigen Interoperabilitätsstandards und stellen Kompatibilität her mit IHE-/ISiK-konformenAnbindungen sowie XDS-Umgebungen und FHIR-Strukturen. In der health-engine® lassen sich auch Informationsprozesse konfigurieren, um die Arbeitsabläufe im Krankenhaus digital zu unterstützen. Die health-engine® als MIOP bildet somit das tief in die Krankenhaus IT-Landschaft integrierte Backend für unser Patientenportal und weitere Portale.

Unser Portfolio umfasst spezifische Portallösungen für spezifische Nutzergruppen. Neben dem Patientenportal bieten wir ein Zuweiserportal für die Interaktion von Krankenhaus und niedergelassenem Zuweiser, ein Klinikportal z.B.für die mobile Visite und ein Verlegungsportal für die Kommunikation zwischen Krankenhäusern.

Dies stellt sowohl den Schwerpunkt als auch ein Alleinstellungsmerkmal unserer Lösung dar: Für unterschiedliche Nutzergruppen (Patienten, Zuweiser, Klinikpersonal) bilden wir spezifische Sichten und Informationsprozesse ab, auf Basis einer zentralen Informationsgrundlage über alle Patienten und Fälle hinweg.

Die Strategie der Krankenhäuser wird – auch wenn das KHZG grundsätzliche Vorgaben macht - individuell an den jeweiligen Zielen ausgerichtet sein müssen. Wie lässt sich das mit Ihrer Lösung umsetzen?

Die health-engine® mit den Portalmodulen bietet eine technologisch standardisierte und gleichzeitig fachlich anpassbare Lösung, die sich schrittweise erweitern und anpassen lässt. Die health-engine® bietet neben den unterschiedlichen Portalen auch weitere Fachmodule, wie ein Labor Center, einen DICOM-Viewer, eine eVV-konforme MD-Akte oder Fragebögen zur präoperativen Abklärung, um den Funktionsumfang an die Ziele des jeweiligen Hauses anzupassen. Eine zentrale Datenplattform, erweiterbare Module und konfigurierbare Prozesse. Auf diese Weise decken wir einen Großteil der Anforderungen der Häuser ab, ohne dass es individueller Softwareentwicklung bedarf.


Patientenportale beziehen zum ersten Mal aktiv Bürgerinnen und Bürger in die Digitale Transformation des Krankenhauses ein. Welche besonderen Herausforderungen entstehen dadurch in der Etablierung der Patientenportale aus Ihrer Perspektive?

Die digitale Transformation im Gesundheitswesen markiert einen Wendepunkt in der Art und Weise, wie medizinische Dienstleistungen angeboten und in Anspruch genommen werden. Kern dieser Transformation ist die zunehmende Aktivierung und Einbindung der Nutzer – der Patientinnen und Patienten.

In diesem Sinne kann ein Patientenportal eine digitale Brücke schlagen zwischen den medizinischen Einrichtungen und den Patienteninnen und Patienten. Durch die Interaktion mit dem Patienten übernimmt dieser mehr und mehr Eigenverantwortung in seinem Behandlungsprozess und wird vom Empfänger von Gesundheitsdienstleistungen zu einem aktiven Teilnehmer im Gesundheitsprozess.

Krankenhäuser benötigen hierbei ein Verständnis über ihre internen Arbeitsabläufe und Informationsprozesse ebenso wie eine systematische Informationsgrundlage über alle Patienten und alle Fälle aus allen Informationsquellen. Dabei ist von enormer Bedeutung, dass diese Informationen konsolidiert und semantisch aufbereitet und natürlich auch verständlich und nutzerspezifisch dargestellt werden.


Patientenportale werden heute meist für die Institution „Krankenhaus" oder „Krankenhaus-Verbund" gedacht. Wie geht es dann weiter? Was ist Ihre Vision für die Patientenportale nach 2024+x?

Eine Weiterentwicklung der Interaktionsmöglichkeiten zwischen Portalen sehen wir insbesondere in der nahtlosen Integration von Patientenportalen, Zuweiserportalen und Verlegungsportalen, da wir uns hierdurch eine deutliche Verbesserung der Kommunikation und des Informationsaustauschs erhoffen. Zudem wird unsere Lösung auch die Optimierung der Systeme für das Entlassmanagement unterstützen, um die unterschiedlichen Lösungen und prozessualen Abläufe zu integrieren. Dies dient auch der Integration der Nachbehandlung im ambulanten Sektor. Vermutlich wird sich dabei mittelfristig der Entlassbrief zum Verlegungsbericht wandeln.

In den Kliniken herrscht teilweise die Sorge, nach der KHZG-Förderung auf den Folgekosten der Lösung „sitzen zu bleiben". Wo sehen Sie eine „Digitalisierungsdividende" aus der Investitionsförderung, die Patientenportale womöglich zu dauerhaften Service-, Qualitäts- und Effizienzboostern macht?

Gerade bei der Investition in Portale sollte der Blick auf die digitale Unterstützung und die Automatisierung durchgehender Informationsprozesse gerichtet werden.

Durch digitale Prozesse können Abläufe beschleunigt werden. Beispielsweise ermöglicht ein digitales Aufnahmemanagement eine schnellere Patientenaufnahme, was zur Folge hat, dass weniger Personal für die gleiche Arbeit benötigt wird. Beim akuten Mangel an administrativem, pflegerischem und ärztlichem Personal ist dies ein großer Pluspunkt.Eine weitere Digitalisierungsdividende werden jene Krankenhäuser erhalten, die den Informationsprozessund die Interaktion integraler betrachten und Patienten, Zuweiser, Krankenhauspersonal und Nachversorger zugleich in den Blick nehmen, um die Kommunikations- und Arbeitsprozesse gesamthaft zu verbessern. Dies wird massive Effizienzsteigerungen zur Folge haben.

Eine verbesserte Datenverfügbarkeit reduziert dabei die Zeit für die Informationsbeschaffung, durchgehende Informationsprozesse liefern Informationen punktgenau an die richtigen Personen und ein hoher Grad an Standardisierung von Informationen verbessert den fachlichen Austausch zwischen unterschiedlichen Beteiligten am Gesundheitsprozess. Zudem können Krankenhäuser die eigene Attraktivität mit digitalen Angeboten erhöhen. Wir sehen einen enormen Druck auf die Krankenhäuser, sich zu spezialisieren.

Digitale Angebote wie Patientenportale, die eine Online-Terminvereinbarung, eine digitale Anamnese oder den Zugriff auf Behandlungsunterlagen ermöglichen, werden die Zufriedenheit von Patienten steigern. Zudem wird ärztliches und pflegerisches Personal zunehmend darauf achten, wie digital ein aktueller oder zukünftiger Arbeitgeber aufgestellt ist. Entsprechend durchdachte Lösungen können dann Fachpersonal binden bzw. anziehen.

Quelle: Digitalspecial Patientenportale 2024

 


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